Lebensweisheiten, Redewendungen, Sprichwörter und kluge Sprüche in ostfälischem Plattdeutsch und Hochdeutsch, in Schrift und Sprache

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A

  1. Abendrede un Morgenrede stimmet nich allemal oberein. / Abendrede und Morgenrede stimmen (inhaltlich) nicht immer überein.
  2. Achtung is mehr wert, wie dusend Daler. / Wertschätzung ist mehr wert, als tausend Taler (Geld).
  3. Al tau ulen Tieden hat et Lüe egeben, de dat Rad niet erfinnen wollen. / Bereits früher hat es Leute gegeben, die eine bekannte Sache (hier: das Rad) neu erfinden wollten.
  4. Al weer Geld, wo de Frue/Mann nist von weit. / Bereits wieder Geld , wo die Frau/der Mann keine Kenntnis hat.
  5. Alle Kinner/Kaukens geradt nich. / Alle Kinder/Kuchen geraten/gelingen nicht.
  6. Alle Klagerie mott en Grund häbben. / Alle Klagen müssen begründet sein.
  7. Alle köret ober mien veelet Drinken. Aber wer denkt an mienen grooten Döst? / Alle reden über mein vieles Trinken. Aber wer denkt an meinen großen Durst?
  8. Alle Mannslüe up „Brautschau“ sind riek, alle Beddelers sind arm. / Alle Männer auf „Freiersfüßen“ sind reich (oder sie tun so), alle Bettler sind arm.
  9. „Alle taugliek“, see de Kutscher tau sienen einen Perd. / „Alle zugleich“, sagte der Kutscher zu seinem einen Pferd.
  10. Alle Tied gifft et wat Nieet, aber nich alles dogt wat. / Immer wieder gibt es etwas Neues, aber nicht alles ist tauglich.
  11. Alle, de veel wüllt, möt uk mal mit wennig taufree wesen. / Alle, die viel haben wollen, müssen auch mal mit wenig zufrieden sein.
  12. Allemal, wenn ik mienen Brill mal weer eputzet häbbe, drepe ik uk Lüe, de ik lange nich eseihen häbbe. / Immer, wenn ich meine Brille mal wieder gereinigt habe, treffe ich auch Leute, die ich lange nicht gesehen habe.
  13. Allemann anfaten: „Veier Mann, veier Ecken!“ – Aber ik bin alleene. / Alle anfassen: „Vier Mann, vier Ecken“, aber ich bin allein.
  14. Alles annere wasset nah boben, en Kauhswanz aber nah unnen. / Alles andere wächst nach oben, ein Kuhschwanz allerdings nach unten.
  15. Allet Handwerk is smeerig. / Alles Handwerk ist schmierig.
  16. Allet Hausten un Snuwen helpet nist, wi möt dador. / Alles Husten und Schnauben hilft nicht, wir müssen da durch.
  17. Alles mit Maten – schascht du daun oder laten. / Alles mit Maßen – sollst du tun oder lassen.
  18. An den Drinken is de Süper tau kennen. / Am Trinken ist der Säufer zu erkennen.
  19. An en smeerigen Pahl kannst du dik nich fien maken. / An einem schmierigen Pfahl kannst du dich nicht schick machen.
  20. An Lüe mit Ecken un Kanten kannst du dik stöten un rieben. Lüe ohne Ecken un Kanten kannst du nich griepen. / An Leuten mit Ecken und Kanten kannst du dich stoßen und reiben. Leute ohne Ecken und Kanten kannst du nicht greifen.
  21. An ule Fruens/Mannslüe un an ule Hüser is allemal wat tau flicken. / An alten Frauen/Männern und an alten Häusern ist immer etwas zu reparieren.
  22. Anhulen/Stahenblieben geiht den Taufaten vorrut. / Du musst erst anhalten/stehenbleiben, um zufassen zu können.
  23. Anken un Janken is de halbe Arbeit. / Ächzen und Stöhnen ist die halbe Arbeit. (So machst du glaubhaft, dass es mühsam ist.)
  24. „Annere Lüe sind uk Lüe“, see Willem, da lebe hei noch. / Andere Menschen sind auch Menschen, sagte Wilhelm, als er noch lebte.
  25. Annere Lüe wett uk, wat gut smeckt. / Andere Personen wissen auch, was gut schmeckt.
  26. Annern Lüe öhr Habe is annern Lüe öhre Sorge. / (Im Sinne von:) Ich muss mich um meine Sachen kümmern, nicht um die Sachen von anderen.
  27. Anverwandte hat oder kriegt man, Frünne kann man sik utseuken. / Verwandte hat oder bekommt man, Freunde kann man sich aussuchen.
  28. Arm daun, aber riek wesen, passet nich tauhope. / Arm tun, aber reich sein, passt nicht zueinander.
  29. Arm wesen is keine Schanne, arm weern aber allemal. / Arm sein ist keine Schande, wohl aber arm werden (durch eigenes Handeln/Tun oder Nicht-Handeln/Lassen).

B

  1. Baret Geld lachet. / Bargeld (Zahlung) erfreut.
  2. Barg dal geiht hiller wie Barg rup. / Den Berg hinunter geht schneller, als den Berg hinauf.
  3. Barmhartig un begehrlich duert ewig. / Barmherzigkeit und Begehrlichkeit gibt es immer.
  4. Beddeln is nich anseihnlich, aber et maket nich arm. / Betteln wird nicht als angenehm angesehen, aber es macht nich arm.
  5. Beddeln mosst du mit ne Mütze, nich mit en Haut. / Betteln musst du mit einer Mütze, nicht mit einem Hut.
  6. Begriepen kannst du mit den Kopp un mit de Poten. / Begreifen kannst du mit dem Kopf und mit den Händen.
  7. Behulen is beter wie verleisen oder verlartjen. / Behalten ist besser wie verlieren oder verschwenden.
  8. Beide trecket an einen Strick, jede/r an einen Enne. / Beide ziehen an einem Strick, jede/r an einem Ende.
  9. Beier nährt, Brannewien tehrt. / Bier ernährt (Bierbauch), Schnaps verzehrt (armer/magerer Schlucker).
  10. Besinne dik, eher du wat anfangst. / Überlege, bevor du etwas anfängst.
  11. Besopen is beter wie detsch, besopen geiht weer weg, detsch blift. / Besoffen ist besser als verstandslos sein, besoffen verschwindet, verstandslos (= nicht einsichtig, Unverstand) bleibt.
  12. Beter an den Brutschatz ran, ehe dat de verdarft. / Besser ist, den Brautschatz zu verwenden/nehmen, bevor er verdirbt.
  13. Beter arm mit Ehre wie riek mit Schanne. / Angenehmer ist, in Ehre arm zu sein, als in rücksichtslos erworbenen Reichtum zu leben.
  14. Beter is, von annere Lüe wat nehmen, wie sülmst nist häbben. / Es ist besser, von andern Leuten etwas zu nehmen, als selbst nichts zu haben.
  15. Beter luern, wat kummt, wie nahlopen, wat du nich griepen kannst. / Es ist besser, auf das zu warten, was kommt, als dem nachzulaufen, was du nicht greifen kannst.
  16. Beter ne Lus in de Zuppe wie gor kein Fleisch. / Lieber eine Laus in der Suppe haben als überhaupt kein Fleisch.
  17. Beter slecht efäuhert wie gut egahen. / Schlecht gefahren ist angenehmer als gut gegangen.
  18. Beter slecht eseten wie gut estahen. / Schlecht gesessen ist angenehmer als gut gestanden.
  19. Beter wat Düchtiget in den Liewe wie up den Liewe. / Was Ordentliches im Leib/Magen ist mir lieber, als ordentlich gekleidet.
  20. „Beter wie nist“, see de Wulf, wie hei ne Gnitte fung. / „Besser als nichts“, sagte der Wolf, als er eine Mücke fing.
  21. Beter, dat ik dat Dinges stibitze, ehr dat et eklauet word. / Es ist besser, wenn ich den Gegenstand entwende, bevor das er (von jemand anderem) gestohlen wird.
  22. Beter, den Strunk in de Kohlzuppe, wie gor keine Wost. / Lieber den (Kohl-)Strunk in der Kohlsuppe, als überhaupt keine Wurst.
  23. Bie de Kollekte lehrst du de „Schien-Christen“ kennen. / Bei der Kollekte lernst du die „Schein-Christen“ kennen. (Sie geben Scheine.)
  24. Bie den „grooten“ Reinemaken brukest du mal en Riesigbessen un mal en Stofflappen. / Beim Groß-Reinemachen benötigst du mal einen Reisigbesen und mal ein Staubtuch.
  25. Bie den „Isen ut den Füer halen“ könnt uk mal annere Lüe taufaten. / Bei dem „Eisen aus dem Feuer holen“ können auch einmal andere Leute zufassen.
  26. Bie den Graben utschüffeln mosst du deip steken un wiet smieten. / Beim Graben ausschaufeln most du tief stechen und weit werfen.
  27. Bie düssen Minschen kriegst du saugor de Näsendrüppen tau. / Bei diesem Menschen bekommst du sogar die Nasentropfen als Zugabe.
  28. Bie einen Munne wenniger an den Dische häbbet de annern mehr. / Wenn eine/r weniger am Tisch sitzt, haben die anderen mehr zu essen.
  29. Bie en Storm is allemal veel Wind dabie. / Bei einem Sturm ist immer viel Wind dabei.
  30. Bie Geld is guet wuhnen. / (Im Sinne von:) Bei reichen Leuten lässt sich gut wohnen.
  31. Bie groote Not kannst du an mehrsten helpen. / Bei großer Not kannst du am meisten helfen.
  32. Bie Kinnerspeele is de Schrieerie dat Beste. / Am schönsten ist jedoch das Kindergeschrei.
  33. Bie „mit den Koppe dor de Wand wollen“, kannst du dik ne Brusche halen. / Bei „mit dem Kopf durch die Wand wollen“, kannst du dir eine Beule holen.
  34. Bie Nachte fäuhere die Füerwehr mit „tatü-tata“ lus. Den andern Dag nöckere dorumme en Nahber: „Jie häbbet mik wach emaket.“ „Wärst du midde ekumen, härrst du midde helpen können.“ / Zur Nachtzeit fuhr die Feuerwehr mit „tatü-tata“ zu einem Einsatz. Am nächsten Tag beschwerte sich ein Nachbar: „Ihr habt mich wach gemacht.“ „Wärest du mitgekommen, hättest du mithelfen können.“
  35. Bie ne dragende Kauh mott for Kauh un Kalf betahlt weern. / Bei einer tragenden Kuh muss für die Kuh und für das (demnächst zu gebärende) Kalb bezahlt werden.
  36. Bie orme Lüe is nist tau halen, dorumme weerd se nich beklaut. / Bei armen Leuten ist nichts zu holen, deshalb werden sie nicht bestohlen.
  37. Bie „wat“ is allemal noch „wat“ bie. / Bei irgend etwas ist immer noch etwas anderes dabei. (Nebenwirkung, unerwünschte Zugabe)
  38. Bien Arben kannst du Geld deilen, aber make dat mal mit twei Peere for drei Lüe. / Beim Erben kannst du Geld teilen, aber verteile bitte drei Pferde auf zwei Leute.
  39. Bien Korten-Speelen gewinnen un bien Peere-Rennen verleisen: Peere kann man nich mischen. / Beim Karten-Spielen gewinnen und beim Pferde-Rennen verlieren: Pferde kann man nicht mischen.
  40. Bien Taukieken kannst du „de Lüe maken laten“ oder „ingriepen“ bie Gefohr. / Beim Zuschauen kannst du es „so laufen lassen“ oder bei Gefahr tätig werden.
  41. „Bist du mit den Kelder uprümen al dor?“ „Nee, ik häbbe den Proppentrecker vergetten.“ / „Hast du das Aufräumen des Kellers bereits erledigt?“ „Nein, ich habe den Korkenzieher vergessen.“
  42. Bitter in den Mund is for dat Harte gesund. / (Medizin:) Bitter in den Mund ist für das Herz gesund.
  43. Blief unnen, denne fallst du nich dal. / Bleibe unten, dann fällst du nicht hinunter.
  44. Bluß denne, wenn du dabie bist/mit an den Dische sitten deist, kannst du datau wat seggen. / Lediglich dann, wenn du anwesend bist/mit am (Verhandlungs-)Tisch sitzt, kannst du dich (zur Sache) äußern.
  45. Bluß „en betjen ober de Tied“ helpet nich, wenn de Bus al weg efäuhert is. / Lediglich „ein wenig zu spät“ hilft nicht, wenn der Bus bereits abgefahren ist.
  46. Bluß wer socht, kann wat finnen. / Lediglich wer sucht, kann etwas finden.
  47. Bluß, wenn ik in den Speigel kieke, seihe ik mik sülmst. / Nur dann, wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich mich selbst.
  48. Boben hui, unnen pfui. / Oben gut, unten schlecht.
  49. Boben schient de Sönne, unnen biet de Hunne. / Oben scheint die Sonne, unten beißen die Hunde.
  50. Boben/Unnen in den Dorpe wuhnet uk Lüe. / (Nicht nur Egoismus:) Oben/Unten im Ort wohnen auch Menschen.
  51. Borgen maket Sorgen. / Leihen macht Sorgen.
  52. „Brand is Brand“, seen de Füerwehrlüe un löschen öhren Döst. / Brand ist Brand sagten die Feuerwehrleute und löschten ihren Durst.
  53. Brummers un Fleigen wett, wat gut smecken deit. / Brummer und Fliegen wissen, was gut schmeckt.
  54. Buen kost Geld. / Bauen kostet Gel.
  55. Buer blift Buer, uk, wenn et hüte Ostern/Pingesten/Wiehnachten is. / Bauer bleibt Bauer, auch, wenn es heute Ostern/Pfingsten/Weihnachten ist.
  56. „Butten regent et.“ „Lat et butten, binnewennig wärre et slimm.“ / „Draußen regnet es.“ „Lasse es draußen, hier drinnen wäre es schlimm.“

D

  1. Da flüggt mik doch de Draht ut de Mütze. / (Als Antwort auf einen Vorwurf:) Da fliegt mir doch der Draht aus der Uniformmütze.
  2. Da hat en Deif dat weer ebrocht, wat hei nich bruken könne. / Da hat ein Dieb das zurück gebracht, was er nich gebrauchen konnte.
  3. Da hucket doch de Hund ut de Panne. / Da springt doch der Hund aus der Pfanne.
  4. Da is alletied wat Nieet, mal uk wat Guet. / Da gibt es immer mal etwas Neues, mal auch etwas Gutes.
  5. Da is dat Beste von af. / Es ist abgenutzt, verschlissen.
  6. Da is veel Wind vor de Hoffdör/Schünendör. / (Wenn jemand etwas groß aufbauscht/großes Gewese macht:) Da ist viel Wind vor der Tür.
  7. „Da kume ik ja int Sweeten“, see Trine bien Kinnerkriegen. / „Da komme ich ja ins Schwitzen“, sagte Katrin beim Gebären.
  8. „Da liggt et“, see de Magd, nahdeme se dat Soltfatt fallen elaten härre. / „Dort liegt es“, sagte die Magd, nachdem sie das Salzfass fallen gelassen hatte.
  9. „Da liggt se“, see Willem, nahdeme hei mit de Dör in dat Hus efallen was. / „Da liegt sie“, sagte Wilhelm, nachdem er mit der Tür ins Haus gefallen war.
  10. Da ober kann nich mal en ulet Swien grieneken. / Darüber kann nicht einmal ein altes Schwein grinsen.
  11. Da vor is nich sau gut wie da inne. / Davor ist nicht so so gut wie dort drinnen.
  12. Da word uk mal en Sack tauebunnen, wenn hei noch nich vull is. / Es wird auch mal ein Sack zugebunden, wenn er noch nicht voll/gefüllt ist.
  13. Dat „bange wesen“ helpe den Worm nich, de Voggel frat ne doch. / Das „ängstlich sein“ half dem Wurm nicht. der Vogel fraß ihn doch.
  14. Dat „Kopp rutsteken“ is dulle nödig, dat „rup kloppen“ aber nich. / Das „Kopf herausstecken“ ist sehr nötig, das „darauf schlagen“ jedoch nicht.
  15. Dat Afreken/Betahlen kummt allemal hinderdor. / Das Abrechnen/Bezahlen folgt immer hinterher.
  16. Dat Böbberste word tauerst egetten. / Das Oberste wird zuerst gegessen.
  17. Dat Brutpoor, öt in witt hei in swart. Steiht „witt“ for „Freude“ un „swart“ for „Truer“? / Das Brautpaar, sie in weiß und er in schwarz. Ist weiß ein Zeichen für Freude und schwarz ein Zeichen für Trauer?
  18. Dat de Minsche en Genie ewesen is, word meist erst bie de Truerfieer vertellt. / Dass der Mensch ein Genie gewesen ist, wird meistens erst bei der Trauerfeier erzählt.
  19. Dat Dickerste is unnen in den Potte. / Das Dickste befindet sich unten im Topf.
  20. „Dat dogt“, see Krischan, „ne Schiebe Brot, up beide Sieten mit Bottere besmeert.“ / „Das ist ansprechend“, sagte Christian, „eine Scheibe Brot, auf beiden Seiten mit Butter bestrichen.“
  21. Dat Düchtigste an de Flimmerkiste is de Knop taun düster maken. / Das Nützlichste am Fernsehapparat ist der Ausschalter.
  22. Dat Eine is verkehrt un dat Annere dogt nich. / Das Eine ist verkehrt und das Andere ist untauglich.
  23. Dat estibitzete Brot smeckt wie en gekofftet. / Das gestohlene Brot schmeckt ebenso wie ein gekauftes.
  24. Dat foffte Rad an en Wagen bruket wi nich. / Das fünfte Rad am Wagen benötigen wir nicht.
  25. „Dat geiht ja gut“, see de Frue, wie se twei Kinner up einmal kreeg. / „Das geht ja gut“, sagte de Frau, als sie Zwillinge bekam.
  26. Dat geiht nich an, da schube ik en Reggel vor. / Das darf nicht geschehen, das verhindere ich durch vorschieben eines Riegels.
  27. Dat geiht mik dal wie Smeerseepe. / Das geht mit herunter wie Schmierseife.
  28. Dat geiht sau nich: „Erst eten un denne nich betahlen.“ / So geht das nicht: „Erst essen und dann nicht bezahlen.“
  29. Dat geiht umme wie de Swindsucht. / Das breitet sich aus wie die Schwindsucht.
  30. „Dat geiht up et Niee“, see de Kerl nah de Bichte un stibitze en Regenscherm. / „Das geht aufs Neue“, sagte der Mann nach der Beichte und stahl einen Regenschirm.
  31. Dat „Geld verdeinen“ is in Dütschland noch nich verboen. / Das „Geld verdienen“ ist in Deutschland noch nicht verboten.
  32. Dat Glücke kummt bie wecken Lüe dor Dören un Finsters rin. / Das Glück kommt bei manchen Leuten durch Türen und Fenster herein.
  33. Dat glustert wie en Hunneköttel in Düstern. / Das strahlt (= feurig leuchtend) wie Hundekot im Dunkeln.
  34. Dat Harte bubbert uk mal an ne annere Stirre. / Das Herz klopft auch einmal an einer anderen Stelle.
  35. Dat hat eslumpet. / Es ist geglückt.
  36. Dat Himmet is dichter bie wie de Weste/Haberlock. / Das Hemd ist näher (am Körper) als die Weste/Jacke (= Überzieher).
  37. Dat Himmet mott sau groot wesen, dat du da rinpassest. / Das Hemd muss so groß sein, dass du du hineinpasst.
  38. Dat Hus verlüßt nist. / Das Haus verliert nichts.
  39. „Dat is bluß en Obergang“, wärren Willem siene leste Wöre. / „Das ist lediglich ein Übergang“, waren Wilhelms letzte Worte.
  40. „Dat is en düer Füer“, see Heini, wie siene lüttje Dochter de Viggeline int Kaminfüer stok. / „Das ist ein teures Feuer“, sagte Heinrich, als seine kleine Tochter die Geige ins Kaminfeuer steckte.
  41. Dat is en flietigen Kerl, aber hei dört dat nich wetten kriegen. Denn, wenn hei dat tau wetten kriegt, maket hei nich mehr sau dulle. / Das ist ein fleißiger Mann, aber er darf das nicht zu wissen bekommen. Denn, wenn es das zu wissen bekommt, arbeitet er nicht mehr so stark.
  42. Dat is en grooten Minschen, wenn de sik an den Koppe kleien well, mott hei sik hensetten. / Das ist ein großer Mensch, wenn der sich am Kopf kratzen will, muss er sich hinsetzen.
  43. Dat is en hellen Minschen, de hat Arbeit in de Lampenfabrik. / Das ist ein heller Mensch, der arbeitet in einer Lampenfabrik.
  44. Dat is en Minsche, de mott von en Apen afstammen, de is jedet Mal glieks up de Palme. / Das ist ein Mensch, der wohl vom Affen abstammt, der ist jedes Mal gleich auf der Palme.
  45. „Dat is en Obergang“, see de Voss, wie ne dat Fell afetrecket word. / „Das ist ein Übergang“, sagte der Fuchs, als ihm das Fell abgezogen wurde.
  46. Dat is hier wie up en Parkplatz: Wenn ein Auto wegfäuhert, kummt en anneret. / Das ist hier wie auf einem Parkplatz: Wenn ein Auto wegfährt, kommt ein anderes.
  47. „Dat is mik aber en verdreihetet Brot“, see de Junge, wie hei sik ne Krengel fate. / „Das ist aber ein verdrehtes Brot“, sagte der Junge, als er sich eine Brezel nahm.
  48. „Dat is nich swor“, see de Bäcker, nahdeme hei jedet Brot lichter emaket härre. / „Das ist nicht schwer“, sagte der Bäcker, nachdem er alle Brote leichter gemacht hatte.
  49. Dat is nich veel, under mienen Dumennagel passet mehr. / Das ist nicht viel, unter meinen Daumennagel passt mehr.
  50. Dat is noch lange nich in den Fatt, wo et suer weern schall. / Das ist noch lange nicht im Fass, wo es sauer werden soll.
  51. Dat is sau weik wie en Sliepstein. / Das ist so weich wie ein Schleifstein.
  52. Dat is wie wenn: De Appel fallt nich wiet von den Beernboom. / Das ist als wenn: Der Apfel fällt nicht weit vom Birnenbaum.
  53. Dat is wie: Vorne wat uprichten un hinden wat ummesmieten. / Das ist wie: Vorn etwas aufrichten und hinten etwas umwerfen.
  54. Dat is wohrlich wie en Strick ohne Knutten. / Das ist wahrhaftig wie ein Strick ohne Knoten.
  55. Dat is wol ut de Tied, wie de Düwel noch jung was. / Das ist wohl aus der Zeit, als der Teufel noch jung war.
  56. Dat is wie dat Täuben, dat et Backsteine regent. / Das ist wie das Warten, dass es Ziegelsteine regnet.
  57. Dat is wie, wenn de Kalwer up et Ies danzet. / Das ist so, als wenn die Kälber auf dem Eis tanzen.
  58. Dat kannst du maken wat du wutt, dat is Jacke wie Böxe. / Das kannst du machen, wie du willst, das ist Jacke wie Hose.
  59. Dat Kinner ohne Bulen un Schrammen groot weerd, dat gifft et nich. / Dass Kinder ohne Beulen und Schrammen heranwachsen, geschieht nicht.
  60. Dat Kreihen maket de Hahns, nich de Häuhner. / Die Hähne krähen, nicht die Hühner.
  61. Dat kummt mik vor, wie Bottere mit Slagsahne. / Das erscheint mir wie Butter mit Schlagsahne.
  62. „Dat sachte Regen hat up ehört“, see Willem, wie et dulle tau pladdern anfung. / „Das langsame Regnen hat aufgehört“, sagte Wilhelm, als es stark zu schütten begann.
  63. Dat Leben is dat sworste, erst wenn du dot bist, is et tau Enne. / Das Leben ist das schwerste, erst wenn du gestorben bist, ist es beendet.
  64. Dat Leben is tau kort, umme mißbequemen Kram for alle Tied vor sik her tau schuben. Mal mott dat en Enne häbben. / Das Leben ist zu kurz, um Unangenehmes immer vor sich her zu schieben. Das muss auch mal beendet werden.
  65. Dat Leben maket Spaß, dat Leben maket Freude. / Das Leben macht Spaß, das Leben macht Freude.
  66. Dat loppt mik den Rüggen dal wie Ieswater. / Das läuft mir wie Eiswasser den Rücken herunter.
  67. „Dat mag van Dag en heiten Dag weern“, see de Hexe, wie se den Füerhucken tau Gesichte kreeg. / „Das mag heute ein heißer Tag werden“, sagte die Hexe, als sie den Scheiterhaufen sah.
  68. Dat Middelste hat up beiden Sieten en Enne. / Das Mittelstück auf beiden Seiten ein Ende.
  69. Dat mosst du endlich mal maken, leiwer gistern wie morgen. / Das musst du endlich mal tun, lieber gestern als heute.
  70. Dat Older geiht vor, uk nah de Slachtebank. / Das Alter hat Vorrang, auch zur Schlachtbank.
  71. Dat passet tauhope, wie ne Fleigenklatsche un en Amboss. / Das passt zusammen wie Fliegenklatsche und Amboss.
  72. Dat passet tauhope, wie Zwetschenkauken mit Solt. / Das passt zusammen wie Zwetschenkuchen mit Salz.
  73. Dat Platte von de Fäute is unnen. / Die gerade Fläche von den Füßen ist unten.
  74. Dat Reuhern in de Asche helpet nich, wenn dat Füer nich mehr brennt. / Das Umrühren der Asche ist erfolglos, wenn das Feuer nicht mehr brennt.
  75. „Dat ruket aber dulle“, see de Magd, wie se den Suernkohltuppen open make. / „Das stinkt aber“, sagte die Magd, als sie das Sauerkohlfass öffnete.
  76. Dat Schönste in den Leben is de Kinnerkrakehlerie. / Das Schönste im Leben ist das Kindergeschrei.
  77. Dat Seuken kann hei/öt al ganz gut, aber mit den Finnen is et noch nich sau dulle. / Das Suchen kann er/sie bereits ganz gut, am Finden hapert es allerdings noch.
  78. Dat sind slechte Tieden, wi möt alles sülmst maken, saugor use Kinner. / Das sind schlechte Zeiten, wir müssen alles selbst machen, sogar unsere Kinder.
  79. Dat Starben geiht mehrstens von alleene. / Das Sterben geschieht meistens von selbst.
  80. Dat Starben is bluß for de Lieke for ummesüss. / Das Sterben ist lediglich für die Leiche kostenlos.
  81. Dat vergeiht wie Snie in de Sönne. / Das vergeht wie der Schnee in der Sonne.
  82. Dat Water flütt, weil et nich gahen kann. / Das Wasser fließt, weil es nicht gehen kann.
  83. Dat Water koket, schall et noch heiter weern? Wenn dat Water erst anebrennt is, dogt de Köksche/Koch nist. / Das Wasser kocht, soll es noch heißer werden? Wenn das Wasser erst angebrannt ist, ist die Köchin/der Koch ungeeignet.
  84. Dat wol ik dik al lange mal seggen: „Jedet Mal, wenn ik dik drepe, denne bist du uk dabie.“ / Das wollte ich dir schon einmal sagen: „Jedes Mal, wenn ich dich treffe, bist du auch dabei.“
  85. Dat word nist, leiwe Dochter, de Kerl nimmt dik nich. / Das wird nichts, liebe Tochter, der Mann nimmt dich nicht.
  86. Dat, wat de/öt da maket, hat hei/öt in de Weege noch nich ewusst. / Das, was er/sie dort macht, das hat er/sie in der Wiege noch nicht gewusst.
  87. Dat, wat du kannst, könnt annere Lüe uk. / Dasjenige, das du kannst, können auch andere Leute.
  88. Dat/De weit von siene Mudder, wie et in de Gote is. / Von Mutter weiß sie/er, wie es in der Gosse geschieht.
  89. Davon maket wi twei Deile, meint nich allemal halbe-halbe. / Daraus machen wir zwei Teile, beutetet nicht immer halbe-halbe (= zwei gleiche Teile).
  90. Davon weerd de Lüe nich kläuker un nich detscher. / Davon werden die Leute nicht klüger und nicht dummer.
  91. Davon weit öt/hei sauveel, wie de Kreihe von Sönndag. / Davon weiß sie/er so viel, wie die Krähe von Sonntag,
  92. De beiden hört tauhope, wie Fisch un Gräten. / Die beiden gehören zusammen, wie Fisch und Gräten.
  93. De beste Kledasche helpet nich gegen Smacht. / Die beste Kleidung hilft nicht gegen Hunger.
  94. De beste Tiedverdrief is bie den Wostekettel. / Der beste Zeitvertreib geschieht beim Wurstkessel.
  95. De beste/kläukerste Minsche is hüte nich da. / Der beste/klügste Mensch ist heute nicht anwesend.
  96. De besten Stüerlüe stahet an Land. / Die besten Steuerleute stehen auf dem Land.
  97. De beterste Ratslag taun Sporen kummt von Lüe, de nist häbbet. / Der beste Sparvorschlag kommt von armen Leuten.
  98. De Boom fallt nich bie den ersten Slag. / Der Baum fällt nicht beim ersten Hieb.
  99. De Boom liggt da, wo hei hen efallen is. / Der Baum liegt dort, wo er hingefallen ist.
  100. De Borns, in de man dat Water rindragen mott, de döget nist. / Brunnen, in die man das Wasser hineintragen muss, sind untauglich.
  101. De Bottere is drei Mal verkehrt: Dat erste Mal, wenn se tau hart is, dat annere Mal, wenn se tau weik is un dat dritte Mal, wenn se alle is. / Die Butter ist drei Mal falsch: Das erste Mal, wenn sie zu hart ist, das zweite Mal, wenn sie zu weich ist und das dritte Mal, wenn sie aufgebraucht ist.
  102. De Brie word allemal nich sau heit egetten, wie hei up den Disch kummt. / Der Brei wird nie so heiß gegessen, wie er auf den Tisch kommt.
  103. De Brillenmaker hat for alle Tied de Oogen tau emaket. / Der Optiker hat für immer die Augen geschlossen (= ist verstorben).
  104. De de Mudder as Fründ hat, geiht lichte mit de Dochter fleutschen. / Wem die Mutter freundlich gesonnen ist, hat bei der Tochter leichtes Spiel.
  105. De Deif hat egrapschet, wat hei kriegen könne un is denne hille weg esuset. / Der Dieb hat gegriffen, was er erreichen konnte und ist dann schnell verschwunden.
  106. De dört nich up ne Ledder stiegen, de fallt da dor. / Die/Der darf nicht auf eine Leiter steigen, sie/er fällt da durch. (Ist zu klein, zu dünn.)
  107. De Dot smitt mit Pest un Cholera, damidde hei wat tau daun kriegt. / Der Tod wirft mit Pest und Cholera, damit er tätig werden kann.
  108. De Düwel is slimm, aber ik weit allemal einen, de noch slimmer is. / Der Teufel ist schlimm, aber ich weiß immer jemand, der noch schlimmer ist.
  109. De Düwel schitt allemal up den gröttsten Hucken. / Der Teufel macht immer auf den größten Haufen. (Im Sinne von: Wo viel ist, kommt noch was hinzu.)
  110. De eine gifft dat Brot, de annere itt et. / Der/Die eine gibt das Brot, der/die andere isst es.
  111. De eine Minsche kört noch davon, de annere hat dat al emaket. / Der eine Mensch spricht noch davon, der ander hat es bereits erledigt.
  112. De en annern jagen well, mott hille lopen. / Wer jemand jagen will, muss schnell laufen.
  113. De erste Slag is en Daler wert. / Der erste Schlag ist einen Taler (Münze) wert.
  114. De Feller häbbet Ohren un de Strüker häbbet Oogen. / Die Felder haben Ohren und die Sträucher haben Augen. (Im Sinne von: Es bleibt nichts verborgen.)
  115. De Fieer is tau Enne, wenn nich einer mehr da is, mit den ik einen drinken kann. / Die Feier ist beendet, wenn niemand mehr anwesend ist, mit dem ich anstoßen kann.
  116. De freuhe Voggel fangt den Worm. / Der frühe Vogel fängt den Wurm. (Im Sinne von: Du musst schnell sein, um etwas zu erreichen.)
  117. De fritt wie saun Schünendöscher. / Der frisst wie ein Scheunendrescher (= Schwerarbeiter).
  118. De Frue kann mit de Schörte mehr ut de Sietendör rutdragen, wie de Mann in de Schünendör rinfäuhert. / Die Frau kann mit der Schürze mehr aus der Seitentür (des Hauses) heraustragen, wie der Mann in das Scheunentor hineinfährt. (Beschreibung für ein Geschehen, wenn die Frau nicht gut wirtschaftet.)
  119. De Frue, de en Wittmann nimmt, Pötte un Pullen findt. / Die Frau, die einen Witwer heiratet, findet Töpfe und Flaschen.
  120. De ganze Sippschaft täuft, dat Uma/Upa starft, aber se/hei is eigensinnig un well noch nich. / Die ganze Familie erwartet, dass Oma/Opa stirbt, aber sie/er will noch nicht
  121. De gröttsten Gewinne sind de Kinner. / Die größten Gewinne sind die Kinder.
  122. De hat saun grootet Muul, de kann en Schrupper as Tähnebost nehmen. / Der hat so einen großen Mund, der kann einen Schrubber (Scheuerbürste) als Zahnbürste nehmen.
  123. De Häuhner kleiet nah hinden ut. / Die Hühner kratzen nach hinten.
  124. De Herre bewohre düsset Hus vor Brand un Füer, vor Ungemach un Stüer. / Gott bewahre dieses Haus vor Brand und Feuer, vor Unannehmlichkeit (Schaden, Unglück) und Steuer.
  125. De Herre schall seggen, wat et weern schall un ik make et, wie ik denke. / Der Chef/Meister soll sagen, was es werden soll und ich mache es, wie ich denke.
  126. De Herre wiest an un de Deinsten maket. / Der (Guts-)Herr gibt die Anweisung und die Bediensteten machen.
  127. De Hund schüert sik erst an eine un denne an de annere Siete. / Der Hund scheuert sich erst an einer Seite und dann an der anderen Seite.
  128. De Hund, de blafft, de bitt nich. / Der Hund der bellt, der beißt nicht.
  129. De Hunne un de Edellüe maket de Dör hinder sik nich tau. / Hunde und Edelleute lassen die Tür hinter sich offen stehen.
  130. „De is in dutten“, see Krischan, da was sien Priem in den Smadder efallen. / „Der ist hin“, sagte Christian, als sein Kautabak in den Matsch gefallen war.
  131. De is man bluß en Drei-Käse-Huch, aber en Prott hat de. / Die/der ist lediglich ein Knirps, prahlt/schreit aber rum.
  132. De is mit den Ars in dat Botterfatt efallen, de sitt weik. / Die/Der ist mit dem Hintern in das Butterfass gefallen und sitzt daher weich.
  133. De Jäger is in de ewigen Jagdgrünne verswunnen. / Der Jäger ist in die ewigen Jagdgründe verschwunden (= verstorben).
  134. De kann nich mal ne Lus eine tachteln. / Die/Der kann nicht einmal einer Laus weh tun.
  135. De kann nich verdarben, öt/hei sitt bet an de Ohren in Solt. / Sie/Er kann nicht vermodern, sie/er sitzt bis zu den Ohren im Salz.
  136. De Katte leip in Snie, as se weer keim, härre se en witten Kittel an. / Die Katze lief im Schnee, als sie wieder kam, hatte sie einen weißen Kittel an. (Das Fell war weiß geworden.)
  137. De Koch hat den Löppel afegeben. / Der Koch hat den Löffel abgegeben (= ist verstorben).
  138. De Kopp is vull, dorumme loppt de Snodder ut de Näse. / Der Kopf ist voll, daher läuft der Schnupfen aus der Nase.
  139. De Kopp kann dik bluß ewuschen weern, wenn du dabie bist. / Der Kopf dir lediglich dann gewaschen werden, wenn du dabei bist.
  140. De Kranke liggt in den Bedde, de Bangeböxe sitt davor. / Der Kranke liegt im Bett, der Angsthase sitzt davor.
  141. De leiwe Gott weit alles, de Nahber/sche weit noch mehr. / Der liebe Gott weiß alles, die Nachbarn wissen noch mehr.
  142. De suttsche geiht, kummt uk hen. / Wer langsam geht, kommt auch ans Ziel.
  143. De lichte glöft, word lichte bedrogen. / Leichtgläubige werden leicht betrogen.
  144. De Löppel word erst afewischet, ehe damidde egetten word. / Der Löffel wird zunächst abgewischt, bevor damit gegessen wird.
  145. De loppt mit en Liempotte rumme. / Der läuft mit einem Leimtopf herum (= sucht Gleichgesinnte).
  146. De Lüe eet allemal dat, wat se wüllt, nich dat dat, wat se schüllt. / Die Leute essen immer das, was sie mögen, nicht das, was sie sollen.
  147. „De Lüe köpet, wat taun Ankieken is“, see de Bäcker, „dorumme kumet de Kerschen up den Kauken un nich da rin.“ / „Die Leute kaufen, was schön aussieht“, sagte der Bäcker, „deshalb kommen die Kirschen auf den Kuchen und nicht hinein. “
  148. De magere Vergliek is beter, wie de fette Prozess. / Der schlechte Vergleich ist besser, wie der verlorene Prozess.
  149. De maket ne Miene wie de Proppen von de Essig-Pulle. / Der/Die macht ein Gesicht wie der Korken der Essig-Flasche.
  150. De Mann seggt tau siene Frue: „Uk denne, wenn ik erst starbe, schascht du allemal an mik denken.“ / Der Mann sagt zu seiner Frau: „Auch dann, wenn ich vor dir sterbe, sollst du immer an mich denken.“
  151. De Mannslüe griepet mit beide Hänne tau, de Fruenslüe mit eine. Bie Beier, Sluck, Seutet? / Männer greifen mit beiden Händen zu, Frauen mit einer Hand. Bei Bier, Schnaps, Süßem?
  152. De Middelstürmer is ut use Mitte eretten. / Der Mittelstürmer ist aus unserer Mitte gerissen (= verstorben).
  153. De Minsche is nich sau hille wiet wie siene Wöre. / Der Mensch ist nicht so flink wie seine Worte.
  154. De Minschen kennt man an den Gang, de Voggels an den Gesang. / Die Menschen erkennt man am Gang (= wie sie gehen), die Vögel am Gesang.
  155. De Natur halt sik dat weer, wat de Minschen weg enohmen häbbet. / Die Natur holt sich das zurück, was die Menschen genommen haben.
  156. De Natur is ölder wie de Minschen. / Die Natur ist älter als die Menschen.
  157. De nehmet Intritt, damidde man ankieken kann, wie de dressierten Apen up de Böme klimpert. / Das kostet Eintritt, damit man sehen kann, wie dressierte Affen auf Bäume klettern.
  158. De orige Deif bringt dat taurügge, wat hei estibitzet hat. / Der ordentliche Dieb bringt zurück, was er gestohlen hat.
  159. De Paster hat ober de Sünne epreddigt. „Wat hat hei datau eseggt?“ „Hei was dagegen.“ / Der Pastor hat über die Sünde gepredigt. „Was hat er dazu gesagt?“ „Er war dagegen.“
  160. De Peere, de den Haber verdeinet, krieget den nich. / Die Pferde, die den Hafer verdienen, bekommen ihn nicht.
  161. De Schaffeur is under de Räer ekumen. / Der Fahrer ist unter die Räder gekommen (= verstorben).
  162. De Segen von usen Herrn is in Water un in Wien. / Gottes Segen befindet sich in Wasser und in Wein.
  163. De Sienen gifft et de Herre, wenn se slapet. Aber wat is, wenn hei släppt? / Den Seinen gibt es Gott, wenn sie schlafen. Aber was ist, wenn Gott schläft?
  164. De Smacht drift et rin un wenn et Botterbrot mit Speck is. / Der Hunger treibt es rein und wenn es Butterbrot mit Speck ist.
  165. De Sniggen möt öhr Hus nich seuken, se häbbet et allemal dabie. / Die Schnecken müssen ihr Haus nicht suchen, sie haben es immer dabei.
  166. De „Sönndags-Siete“ von Knäckebrot is de mit de deiperen Löcker, da passet mehr Bottere rin. / Die „Sonntags-Seite“ von Knäckebrot ist die mit den tieferen Löchern, da passt mehr Butter hinein.
  167. De Sönne schient uk, wenn se nich tau seihen is. / Die Sonne scheint auch, wenn sie nicht zu sehen ist.
  168. De sport vor den Munne, leiwer futtert se Katten un Hunne. / Sie sparen beim Essen, lieber füttern sie Katzen und Hunde.
  169. De Tähnebreker lätt en grootet Lock nah, wenn hei starft. / Der Zahnarzt hinterlässt ein großes Loch, wenn er stirbt.
  170. De Tied vergeiht von alleene, wat ewesen is, kummt nich weer. / Die Zeit vergeht von selbst, was gewesen ist, kommt nicht wieder.
  171. De Tied, de wi nich häbbet, nehmet wi üsch oder möt üsch annere geben. / Die Zeit, die wir nicht haben, nehmen wir uns oder müssen uns andere geben.
  172. De twei sind wie Pott un Löppel. / Die beiden sind wie Topf und Löffel.
  173. De ule Amtmann was noch mit en Bock taufree, düsse well uk alle Schape. / Der alte Amtmann war noch mit einem Bock (als Abgabe = Steuer) zufrieden, dieser will auch alle Schafe.
  174. De Vegetarier kann in dat Gras bieten. / Der Vegetarier kann ins Gras beißen (= versterben).
  175. De Verräter släppt nich. / Der Verräter schläft nicht.
  176. De Voggels, de morgens singet, de halt abends de Katte. / Vögel, die morgens singen, holt abends die Katze.
  177. De Waage hat ejuchtert, se hat mik mehr ewiest. / Die Waage hat gejauchzt (= sich gefreut), sie hat mir mehr angezeigt.
  178. De Waage hat ehült, se mösste mik wenniger wiesen. / Die Waage hat geweint, sie musste mir weniger anzeigen.
  179. De Weg nah de Kerke is wieer, wie de Weg nah den Kräuger. / Der Weg zur Kirche ist weiter als der Weg zur Gastwirtschaft.
  180. De Welt is vull mit Heil, jede/r kriegt sien Deil. / Die Welt ist voller Heil, alle bekommen ihr Teil.
  181. De Welt is vull mit Plagen, wi möt se erdragen. / Die Welt ist voller Qualen, wir müssen sie ertragen.
  182. De Wind weiht wol Sand un Snie tau Barge tauhope, Geld un Gold aber nich. / Der Wind weht Sand und Schnee zu Bergen zusammen, nicht aber Geld und Gold.
  183. De Wind: Mal mosst du gegen an un mal schüfft hei dik. / Der Wind: Mal kommt er dir entgegen, mal schiebt er dich.
  184. De Zuppe is heit, sleiwe (= schöpfe) dik man orig wat up. / Die Suppe ist heiß, nimm dir man tüchtig hin.
  185. De/Dat hat sik aber en Wunnerbüdel umme ehängt. / Er/Sie äußert sich mit Wunschvorstellungen (≈ Wolkenkuckucksheim).
  186. De/Dat hucket rumme wie jungen Füllen. / Er/Sie springt herum wie ein junges Fohlen.
  187. De/Dat is al bie siene erste Logge nich eplatzet. / Er/Sie ist bereits bei der ersten Lüge nicht geplatzt.
  188. De/Dat stort nich ober siene eigenen Beine. / Er/Sie stürzt/stolpert nicht über die eigenen Beine.
  189. Deiwe kennet sik, ehrliche Lüe uk. / Diebe kennen sich, ehrliche Leute ebenfalls.
  190. Den einen Minschen sien Unglücke is en annern Minschen sien Glücke. / Des einen Menschen Unglück ist des anderen Menschen Glück.
  191. Den Elektriker kann de Slag drepen. / Den Elektriker kann der Schlag (= Tod) treffen.
  192. Den Minschen Wille is sien Himmelriek. / Des Menschen Wille ist seine Zufriedenheit.
  193. Den siene Näse lücht uk bie Düsternis. / Dessen Nase leuchtet auch im Dunklen.
  194. Dene swillt de Kamm. / Dem schwillt der Kamm. (Er ereifert sich.)
  195. Denke allemal da an: Leben un leben laten. / Denke immer daran: Leben und leben lassen.
  196. Dichtebie is uk vorbie. / Nahe bei ist auch daneben.
  197. Dickedauer häbbe wi enaug, wi bruket Makers. / Angeber haben wir genug, wir benötigen Macher.
  198. Dien Verspreken freut mik, dien Maken adelt dik. / Deine Zusage freut mich, dein Machen adelt dich.
  199. Dien Vorslag is noch beter wie gut, de is, wie dritteihn Kükens ut en Dutzend Eier. / Dein Vorschlag ist noch besser wie gut, der ist, wie 13 Küken aus 12 Eiern.
  200. Diene Infälle sind gut, pass up, dat se nich tauhope fallet wie en ulet Hus. / Deine Einfälle sind gut, sieh zu, dass sie nicht zusammenfallen wie ein altes Haus.
  201. Diere, de kreipet, de lopet nich weg. / Tiere, die kriechen, laufen nicht weg.
  202. Diere, mit en Ring in de Näse, möt sik dat Trecken da anne gefallen laten. / Tiere mit einem Ring in der Nase, müssen sich das Ziehen daran gefallen lassen.
  203. Doige Lüe könnt nich mehr kieken. / Tote Leute können nicht mehr sehen.
  204. Dor Fragen worst du klauk. / Durch Fragerei wirst du klug.
  205. Drage den Düwel huckepack, denne kummt hei dik nich in de Möte. / Trage den Teufel auf dem Rücken, dann kommt er dir nicht entgegen/triffst ihn nicht.
  206. Dreck schüert de Kuxe. / Sand scheuert den Magen.
  207. Drögen März, natten April un kolen Mai gebet rieke Eern. / Trockener März, nasser April und kalter Mai ergeben reiche Ernte.
  208. Du bist de erste Katte/Kater, de mik hüte de Pote gifft. / Du bist die/der Erste, die/der mir heute die Hand gibt.
  209. Du dörst bluß sau lange melken, wie wat kummt. / Du darfst lediglich so lange melken, wie was kommt.
  210. Du kannst beter blaffen wie dien Hund. / Du kannst besser bläffen wie dein Hund.
  211. Du kannst bluß von dat eten un drinken, wat da is. / Du kannst lediglich vom Vorhandenen zu essen und zu trinken nehmen.
  212. Du kannst denken, wat du wutt, most aber dat maken, wat ik well. / Du kannst denken, was du willst, musst jedoch das machen, was ich will.
  213. Du kannst dik an veele Stirren bieten, aber an de Näse kannst du dik bluß faten. / Du kannst dich an vielen Stellen beißen, aber an die Nase kannst du dich nur fassen.
  214. Du kannst dik bilden, du kannst dik aber uk wat inbilden. / Du kannst dich bilden, du kannst dir aber auch etwas einbilden.
  215. Du kannst dik dien Muul uk mit Wöre verbrennen. / Du kannst dir deinen Mund auch mit Gesprochenem verbrennen.
  216. Du kannst en Essel int Water drieben, aber supen mott hei sülmst. / Du kannst einen Esel ins Wasser treiben, aber saufen muss er selbst.
  217. Du kannst uk for de Dage vorsorgen, de du nich mehr beleefst. / Du kannst für die Tage vorsorgen, die du nicht mehr erlebst.
  218. Du kannst uk verseuken, von en Geweih en Gulasch tau koken. / Du kannst auch versuchen, aus einem Geweih ein Gulasch zu kochen.
  219. Du koffst uk mal wat, weil annere dat Verköpen nödig häbbet. / Du kaufst mitunter etwas, weil andere das Verkaufen nötig haben.
  220. Du kriegst dien Geld (Ik make dat) un wenn et Ulenpingsten is. / Du bekommst dein Geld (Ich mache das) und wenn es am Sankt Nimmerleinstag ist.
  221. Du mosst allemal uppassen, dat diene Fäute bet an de Eere recket. / Du muss immer darauf achten, das du „Bodenhaftung“ behältst.
  222. Du mosst bie Tieden wat häbben/können. / Du musst für (lokale) Notfälle gerüstet sein.
  223. Du mosst da al an glöben, wenn dat wat weern schall. / Du musst schon daran glauben, wenn dein Vorhaben gelingen soll.
  224. Du mosst dik uk mal sülmst loben, damidde annere dat merket. / Mal musst du dich auch selbst loben, damit andere das merken.
  225. Du mosst hille taugriepen, wenn et riepe is. / Schnell musst du zugreifen, wenn es reif (= an der Zeit) ist.
  226. Du mosst noch täuben, frische Wost gifft et erst den annern Dag. / Du musst noch warten, frische Wurst gibt es erst morgen.
  227. Du mosst sau fragen, dat de Antwort drepen kann. / Deine Frage musst du so stellen, dass sie zutreffend beantwortet werden kann.
  228. Du mosst uk mal wat up beide Schuldern dragen. / Du musst mitunter auch mal etwas auf beiden Schultern tragen. (Im Sinne von: Freud und Leid oder Angenehmes und Unangenehmes ertragen.)
  229. Du mosst wetten, ob du stahen blifst oder weg loppst. / Du musst wissen, ob du stehen bleibst oder weg läufst.
  230. Du rukest dik balle en drittet Lock in de Näse. / Du riechst dir bald ein drittes Loch in die Nase. (Wenn jemand sehr neugierig ist.)
  231. „Du sühst ut, wie dien Vader. “ „Ik häbbe ja uk sien Himmet anne.“ / „Du siehst aus wie dein Vater.“ „Ich habe ja auch sein Hemd an.“
  232. Duken kann hei al, aber mit den Swimmen is noch nich wiet her. / Tauchen kann er bereits, aber sein Schwimmen ist noch mangelhaft.
  233. Dulle arbeien, aber dabie nich sweeten wollen. / Schwer arbeiten, aber dabei nicht schwitzen wollen.
  234. Dumm is beter wie detsch, dumm kriegt man weg, detsch blift. / Dumm ist besser wie detsch, dumm kann man durch lernen beheben, verstandslos (= nicht einsichtig, Unverstand) bleibt.
  235. Duppelt hult beter. / Doppelt hält besser.
  236. Düsse Minsche hat en Glücke, wat de anfangt, word tau Gold. / Dieser Mensch hat ein Glück, was der beginnt, wird zu Gold.
  237. Düsse Minsche is sau smieg, wie en Krummstock. / Dieser Mensch ist so biegsam wie ein (steifer) Handstock.

E

  1. Ehe en Deif da ober herfallt, häbbe ik et midde enohmen. / Bevor ein Dieb es entwendet, habe ich es mitgenommen.
  2. Ehe, dat du int Bedde geihst, mosst du dik uttrecken. / Bevor du ins Bett gehst, musst du dich ausziehen. (Im Sinne von: Nachlass regeln.)
  3. Eher speelet sik teihn Lüe arm, ehe dat ein Minsche riek word. / Durch Spielen werden eher zehn Leute arm, bevor ein Mensch gewinnt.
  4. Ehre nich de Kauh, ehe dat Kalf da is. / Lobe die Kuh erst, wenn das Kalb geboren ist.
  5. Ehrliche Hand geiht dor dat ganze Land. / Ehrliche Hand ist überall gern gesehen.
  6. Eigen häbben is keine Schanne. / Eigentum schändet nicht.
  7. Ein is beter wie kein. / Ein (Stück) haben ist besser wie nichts.
  8. Ein, twei, drei un denne was ute, aber ne groote Snute. / 1, 2, 3 und dann war es vorbei, aber das große Wort führen.
  9. Eine Kreihe hacket de annere kein Ooge ut. / Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.
  10. Eine/r kann veelen helpen, veele könnt eine/n helpen. / Eine/r kann vielen helfen, viele könner einer/einem helfen.
  11. Eine/r maket dat Bedde, en annern Minsche leggt sik da rin. / (Im Sinne von:) Jemand bereitet was vor, jemand anderes nutzt das aus.
  12. Eine/r maket wat – veele annere wett et beter. / Jemand macht etwas – viele andere wissen es besser.
  13. Eine/r seggt de Wohrheit, alle annern sind loggenhaftig. / Eine/r sagt die Wahrheit, alle anderen lügen.
  14. Emerketet is in den Koppe, Eschrebenet is in den Schappe. / Das, was ich mir gemerkt habe, befindet sich im Kopf, das Geschriebene befindet sich im Schrank.
  15. En Aal is ne swore Mahltied, hei liggt mik wie Iesen in de Kuxe. / Ein Aal ist eine schwere Mahlzeit, er liegt mir wie Eisen im Magen.
  16. En anseihnlichen Minschen trecket de Oogen up sik, von en unanseihnlichen Mischen well keinein wat wetten. / Ein gut aussehender Mensch zieht die Blicke an, von einem schlecht aussehenden Menschen nimmt niemand Kenntnis.
  17. En Backfisch is mik leiwer wie en Bückling. / Ein Backfisch (= jugendliches Mädchen) ist mir angenehmer als ein Bückling (= Verneigung als Ehrung, Diener machen).
  18. En betjen is beter wie nix. / Wenig ist besser als nichts.
  19. En betjen scheif hat Gott leif. / Etwas schief hat Gott lieb.
  20. En Bullen tau melken, häbbet al annere versocht. / Einen Bullen zu melken haben bereits andere versucht. (Im Sinne von: vergebliche Mühe.)
  21. En Busch kann nienich de Gröttste weern, weil de nah de Siete wasset. / Ein Busch kann nicht der Größte werden, weil er zur Seite wächst.
  22. En Deinst is en annern wert. / Eine Gefälligkeit ist eine Gegenleistung wert.
  23. En Dickkopp is en düern Kopp. / Ein Dickkopf ist eine teurer Kopf. (Im Sinne von: Er/Sie will etwas, egal, was es kostet.)
  24. En Ei nehmen, aber dat Hauhn lopen laten. / Ein Ei nehmen, aber das Huhn laufen lassen.
  25. En grootet Gehalt hat veel Gewalt. / Ein großes Gehalt bedeutet viel Macht.
  26. En guen Fäuhrer is, wenn de Wagen heile blift. / Ein Fahrer ist dann gut, wenn der Wagen unbeschädigt bleibt.
  27. En guen Fründ kann annere middebringen. / Ein guter Feund kann andere mitbringen.
  28. En guet Wort kann mehr helpen wie en goldiget Muul. / Ein gutes Wort kann mehr helfen als ein goldiges Maul.
  29. En Hahne kreiht up en Messhucken an dullersten. / Auf einem Dunghaufen kräht der Hahn am stärksten.
  30. En Hanswost blift nich lange alleene. / Ein Spaßvogel bekommt schnell Gesellschaft.
  31. En Hund, den du erst den Knoken weg enohmen hast, well den nich mehr häbben, wenn du den weer hen giffst. / Wenn du dem Hund den Knochen weggenommen hast, will er ihn nachher nicht mehr haben.
  32. En Kesserling is weiker wie du. / Ein Kieselstein ist weicher als du.
  33. En klauken Schaper weit al vor den Schapscheren, wat hei mit de Wulle maket. / Ein kluger Schäfer weiß bereits vor dem Schafscheren, was er mit der Wolle macht.
  34. En Mann, en Wort! Dört ne Frue nist seggen? / Ein Mann, ein Wort! Darf eine Frau nichts sagen?
  35. En Nahber von dichte bie kann dik hiller helpen, wie en Fründ von wiet weg. / Ein Nachbar von nebenan kann dir schneller helfen, als ein weit entfernt wohnender Freund.
  36. En nackichten Minschen kannst du nich in de Tasche griepen. / Einem nackten (= mittellosen) Menschen kannst du nicht in die Tasche greifen.
  37. En Pott is sau scheif nich, dat sik nich doch en Deckel dafor findt. / Auch für einen schiefen Topf wird sich ein Deckel finden (lassen).
  38. En scharpe Ooge schaffet mehr wie teihn Hänne. / Ein scharfes Auge schafft (= bewirkt) mehr als zehn Hände.
  39. En scharpet Mest is mik leiwer wie scharpe Zuppe. / Ein scharfes Messer ist mir lieber als eine scharfe Zunge.
  40. En Silberfisch is nich ut Silber un en Stockfisch is nich ut Holt. / Ein Silberfisch (ein Insekt) besteht nicht aus Silber und ein Stockfisch (getrockneter Fisch, ein Lebensmittel) nicht aus Holz.
  41. En slechtet Testament is beter wie gor keinet. / Selbst ein schlechtes Testament ist besser als keins.
  42. En Slump kummt von alleene. / Ein glücklicher Zufall kommt von allein.
  43. En slunterigen Gang is allemal beter, wie en slunterigen Kopp. / Ein nachlässiger Gang ist immer noch besser, als ein nachlässiger Kopf.
  44. En Stockfisch is wat anneret wie en Backfisch. / Ein Stockfisch ist etwas anderes als ein Backfisch.
  45. En Strick ohne Knutten is wie en Kerl/Wief ohne Mucken. / Ein Strick ohne Knoten ist wie ein Mann/eine Frau ohne Murren.
  46. En Sufakissen kann nich bieten. / Ein Sofakissen kann nicht beißen.
  47. En ulet Hus stund bie Sönnenschien noch wisse, bie en Storm is et umme efallen. / Ein altes Haus stand bei Sonnenschein noch fest, bei einem Sturm ist es umgefallen.
  48. En Voggel in de Hand is beter, wie ne Dube up den Dake. / Ein Vogel in der Hand ist besser, als eine Taube auf dem Dach.
  49. En willigen Minschen mosst du nich uk noch andrieben. / Einen bereitwilligen Menschen musst du nicht noch antreiben.
  50. Endlich was da Gras ober ewussen un nu kummt en Essel un fritt dat af. / Endlich war Gras über die (unangenehme) Sache gewachsen und nun kommt ein Esel und frißt das ab.
  51. Erst de Bitte, denne de Segen un danah de Plicht. / Erst die Bitte, dann der Segen und danach die Pflicht.
  52. Erst denken, denne lenken. / Erst überlegen und dann handeln.
  53. Erst hucken, wenn et sau wiet is. / Erst springen, wenn es an der Zeit ist.
  54. Erst Kratzeböste, nu Waschlappen. / Über eine Person: Erst grantig und dann „Weichei“.
  55. Erst kriegen un denne betahlen. / Erst die Ware/Leistung, dann das Geld.
  56. Erst licken un slabben, denne kloppen un Krabben. / (Über junge Eheleute:) Erst lecken und küssen, danach schlagen und Kinder.
  57. Erst maket se den Löppel smeerig un denne licket se den af. / Erst schmieren sie den Löffel über und dann lecken sie ihn ab.
  58. Erst mal kieken un denne seihet wi wieer. / Erst einmal kucken und danach sehen wir weiter.
  59. Erst nist maken, aber nahdeme klauke kören. / Erst nichts machen, aber hinterher klug reden.
  60. Erst rumme prahlen un wat makest du nu? / Erst lauthals reden und was machst du jetzt?
  61. Erst wenn dik Floggels ewussen sind, kannst du dat Fleigen verseuken. / Das Fliegen solltest erst versuchen, wenn dir Flügel gewachsen sind.
  62. Et Brot word unglieke verdeint un unglieke vertehrt. / Das Brot wird ungleich verdient und verzehrt.
  63. Et duert allemal ne Wiele, bet wecke Lüe wett, wo se henwüllt. / Es dauert manchmal, bis manche Leute wissen, wo sie hin wollen.
  64. Et fallt mik allemal weer swor: Tau de sülbige Tied vorne wiesen, wo et hengeiht un hinden uppassen, dat alle middekumet. / Er fällt mir immer wieder schwer: Zur selben Zeit vorn anweisen, wohin es geht und hinten darauf achten, dass alle mitkommen.
  65. Et gaff al betere Tieden, dumals häbbet wi den Speck in Bottere ebraet. / Es gab bereits bessere Zeiten, damals haben wir den Speck in Butter gebraten.
  66. Et gefallt mik nich, wenn ik nahkleien mott, wat annere Lüe versuset häbbet. / Es gefällt mir nicht, wenn ich nacharbeiten muss, was andere Leute verpfuscht haben.
  67. Et geiht allemale slicht um slicht: Sleist du mik, sau slage ik dik. / Immer geht es schlicht um schlicht: Schlägst du mich, so schlage ich dich.
  68. Et geiht nich darumme, dat ik jedet Mal gewinne, aber Recht mott Recht blieben. / Es handelt sich nicht darum, dass ich immer gewinne, aber recht muss Recht bleiben.
  69. Et gifft „gebrechliche“ Minschen, de ganz un gor von Porzellan sind. / Es gibt „gebrechliche“ Menschen, sie sind vollständig aus Porzellan.
  70. Et gifft Lüe, de truet öhren eigenen Schatten nich. / Es gibt (skeptische) Leute, die misstrauen sogar ihrem eigenen Schatten.
  71. Et gifft mehr Hunne wie Knoken. / Es gibt mehr Hunde als Knochen.
  72. Et gifft ne Masse Lüe, de könnt mehr wie Water drinken un Brot eten. / Es gibt viele Leute, die mehr können als (lediglich) Wasser trinken und Brot essen.
  73. Et gifft uk doowe Nötte. / Es gibt auch taube Nüsse. (Im Sinne von: Versager oder Nichtskönner.)
  74. Et gifft veele Dage, aber veel mehr Mahltieden. / Es gibt viele Tage aber viel mehr Mahlzeiten.
  75. Et gifft „windige“ Lüe, de köret, wie de Wind weiht, mal sau un mal sau. / Es gibt „windige“ Leute, die reden, wie der Wind weht, mal so und mal so.
  76. Et häbbe al annere Lüe versocht, ob et geiht, en Fingerhandschen ober en Fusthandschen tau trecken. / Es haben bereits andere Leute versucht, einen Fingerhandschuh über einen Fausthandschuh anzuziehen. (Ein Beispiel für Unmögliches.)
  77. Et häbbet al andere Lüe versocht, von Fett, Water un Solt, ne Wost tau maken, de smecken deit. / Es haben bereits andere Leute versucht, aus Fett, Wasser und Salz eine schmackhafte Wurst herzustellen.
  78. Et hat al freuher mal en Minsche versocht, de Häuhner dat Kreihen bietaubringen. / Schon früher hat ein Mensch versucht, den Hühnern das Krähen beizubringen.
  79. Et helpet nist, wi möt de Lüe in Gang bringen. / Es hilft nichts, wir müssen die in Gang bringen (= antreiben).
  80. Et is beter bie ne Ule tau sitten, wie mit ne Amsel tau hucken. / Es ist angenehmer, bei einer Eule zu hocken, als mit einer Amsel zu hüpfen.
  81. Et is beter, dat de Buk platzet, ehe dat dat Eten verdarft. / Es ist besser, dass der Bauch platzt, bevor das Essen verdirbt.
  82. Et is beter, de Appel fallt un nich de Boom. / Besser ist: Der Apfel fällt und nicht der Baum.
  83. Et is beter, tau pusten, wie sik dat Muul tau verbrennen. / Lieber (über die heiße Speise) blasen, als sich den Mund verbrennen.
  84. Et is beter, wenn dat Füer schient un nich quiemt. / Es ist besser, wenn das Feuer leuchtet und nicht qualmt.
  85. Et is Huchwater, de Lüe gahet in Gummistebbeln nah de Kerke. / Es ist Hochwasser, die Leute gehen in Gummistiefeln zur Kirche.
  86. „Et is justemente ne gesunne Tied“, schimpet de Dokter/sche un de Aftheker/sche. / „Es ist gegenwärtig eine gesunde Zeit“, schimpfen Arzt/Ärztin und Apotheker/in.
  87. Et is mik doch lieke, wat et tau eten gifft, sülmst wenn et Botterbrot mit Smalt/Speck is. / Es ist mir doch egal, was es zu essen gibt, selbst wenn es Butterbrot mit Schmalz/Speck ist.
  88. Et is nich allet Gold, wat danah utsüht. / Es ist nicht alles Gold, auch wenn es so aussieht.
  89. Et is noch lange nich edan, wi fanget erst morgen an. / Es ist noch lange nicht erledigt, wir beginnen erst morgen.
  90. Et is trürig: Lüe, de den „Kopp rutsteket“, krieget Nackensläge oder Hackentrampen von Lüen, de et beter wetten wüllt, aber noch nienich wat emaket häbbet. / Es ist traurig: Leute, die den „Kopf herausstecken“, werden kritisiert (bekommen Nackenschläge, Hackentreten) von Leuten, die es besser wissen wollen, aber noch niemals etwas gemacht haben.
  91. Et is vorbie: Dat Heu is alle un de Kauh dot. / Es ist vorbei: Das Heu ist alle und die Kuh tot.
  92. Et is wohr. Miene Näse häbbe ik al da un da rin estoken, ik kann da aber uk noch midde ruken. / Es ist wahr. Ich habe meine Nase da und dort hineingesteckt, ich kann damit aber auch noch riechen.
  93. Et is wunnerlich in de Welt, wecke Lüe häbbet de Büdels un wecke dat Geld. / Es ist wunderlich in der Welt, manche Leute haben die (leeren) Taschen und manche das Geld.
  94. Et kummt de Dag, an den de Kalwer up den Iese danzet. / Es kommt der Tag, an dem die Kälber auf dem Eis tanzen.
  95. Et kummt up an, ob de Hund mit den Swanze wackelt oder de Swanz mit den Hunne. / Es kommt darauf an, ob der Hund mit dem Schwanz wedelt, oder der Schwanz mit dem Hund. (Im Sinne von Verhältnismäßigkeit zwischen Mehrheit und Minderheit.)
  96. Et liggt wol an de Grötte, dat ne Kauh nich sau hille lopen kann wie en Hase. / Es liegt wohl an der Größe, dass eine Kuh nicht so schnell laufen kann wie ein Hase.
  97. Et möt nich alle in dat sülbige Horn tuten, wecke könnt fleutschen. / Es müssen nicht alle in das selbe Horn blasen (= einer Meinung sein), manche können pfeifen.
  98. Et regent nich alle Tied gue Bottere up dien Brot. / Es regnet nicht zu jeder Zeit gute Butter auf dein Brot.
  99. Et regent un de Sönne schient un in de Hölle fieert se Hochtied. / Es regnet und die Sonne scheint und in der Hölle feiern sie Hochzeit.
  100. Et sind nich allet Grafensteiner, wat nah Appel utsüht. / Es ist nicht alles Grafensteiner (eine Apfelsorte), was nach Äpfeln aussieht.
  101. Et sitt mik twischen Fell un Fleisch. / Es sitzt mir zwischen Fell und Fleisch. (Im Sinne von: Mir ist unbehaglich)
  102. „Et smeckt doch“, see de Düwel, wie hei de Bottere mit de Heuforke in dal Muul stok. / „Es schmeckt doch“, sagte der Teufel, als er die Butter mit der Heugabel in den Mund steckte.
  103. Et trecket sik nah den Liewe. / Es zieht sich nach dem Leibe. (Unpassendes passt sich an.)
  104. „Et versupt veel“, see de Schipper, da härre hei sien Schipp versopen. / „Es versäuft viel“, sagte der Schiffer, da hatte er sein Schiff versoffen (= vertrunken).
  105. Et was noch nich an de Tied, aber ik härre en holligen Tähn. Da bin ik mit en Mest in de Rookkamer egahen, häbbe „Kuckuck“ eraupen un den Schinken anesnetten. / Es war (jahreszeitlich) noch zu früh, aber ich war gierig. Deshalb bin ich mit einem Messer in die Räucherkammer gegangen, habe „Kuckuck“ gerufen und den Schinken angeschnitten.
  106. Eten un Drinken hult Lief un Seele tauhope. / Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.
  107. Eten, freten, supen, sachte gahen un pupen, dat sleit an. / Essen, fressen, saufen, langsam gehen und pupsen, das bringt mehr Gewicht.
  108. Eten, wat en mag, un drinken, wat et gifft. / Essen, was man mag, und trinken was es gibt.
  109. Ewigkeit is ne lange Tied, dat Leben is körter. / Die Ewigkeit dauert lange, das Leben ist kürzer.

F

  1. Fate dik mal an diene Näse. / Fasse dich mal an deine Nase. (Als Zurechtweisung gesagt.)
  2. Fertig kriegen kannst du bluß wat, wenn du wat anefungen hast. / Du kannst lediglich dann etwas fertigstellen, wenn du etwas angefangen hast.
  3. Fett swimmt allemal boben, uk, wenn et von en doigen Hunne is. / Fett schwimmt immer oben, auch, wenn es von einem toten Hund stammt.
  4. Fiene Drüppen, regen, pladdern un gatschen, dat häbbe ik hüte beleeft. / Feine Tropfen (= Nieseln), regnen, stark und sehr stark regnen, das habe ich heute erlebt.
  5. Finsters, de gut inlücht, lücht uk gut ut. / Fenster, die viel Licht hereinlassen, lassen auch viel heraus.
  6. Fleutschen sind hollige Piepen. / Flöten sind hohle Pfeifen.
  7. For „wat“ mott „wat“ wesen: Hei/Öt mott dafor wat kriegen. / (Im Sinne von: Für eine Ware/Leistung muss es eine Belohnung geben,)
  8. For dat Gewesene kriegst du nist. / Für das Vergangene bekommst du nichts.
  9. For dat Möllern brukest du twei Steine. / Zum (Mehl-)Mahlen benötigst du zwei Steine.
  10. For Geld keinen Döst un for Natt kleine Mate. / Für Geld keinen Durst (= knauserig), bei umsonst (z. B. Freibier) keine Maße.
  11. „Fragen is frie“, see de Afkate, „aber de Antwort mott betahlt weern.“ / „Fragen kostet nichts“, sagte der Rechtsanwalt, „aber die Antwort muss bezahlt werden.“
  12. Fremmet Brot smecket beter. / Fremdes Brot schmeckt besser.
  13. Freters weerd nich geboren, se maket sik datau. / Fresser werden nicht geboren, sie machen sich dazu.
  14. Freuh riepe, freuh dahen. / Früh reif, früh vergangen.
  15. Freuh saien – freuh meihen. / Früh säen – früh mähen (= ernten)
  16. Friee Nahbers Kind, denne wettst du, wat du findst. / Heirate Nachbars Kind, dann weißt du, was du bekommst.
  17. Friewillig wat maken, geiht lichter, wie up Odder. / Freiwillig etwas tun, geht leichter, als auf Befehl.
  18. „Füer maken“ maket Spaß, aber denne dörst du nich weglopen. / „Feuer machen“ macht Spaß, aber dann darfst du nicht davon laufen.
  19. Fule Lüe sind af un an gut tau bruken. Denne un wenne erfinnet se wat Düchtiget, wat jüm un üsch dat Leben kommodiger maket. / Faule Leute sind mitunter nützlich. Gelegentlich erfinden sie Sinnvolles, das ihnen und uns das Leben angenehmer macht.

G

  1. Gah hen un lehre dat Weben, denne hast du Tüg. / Gehe hin und erlerne das Weben, dann hast du Kleidung.
  2. Gah nah Hus un betere dik. / Gehe nach Haus und bessere dich.
  3. Ganz klauke Lüe dauet sau, as wie wenn se Appelmaus oder Pudding an de Wand nägeln können. / Sehr kluge Leute tun so, als wenn sie Apfelmus oder Pudding an die Wand nageln könnten.
  4. Ganz vorsichtige Lüe legget saugor den doigen Hund an de Kedde. / Sehr umsichtige Leute legen sogar den toten Hund an die Kette.
  5. Geld anwiesen is noch nich betahlt. / Geld anweisen ist noch nicht bezahlt.
  6. Geld gifft et nich tau köpen. / Geld gibt es nicht zu kaufen.
  7. Geld maket nich glücklich, aber ohne geiht et nich. / Geld macht nicht glücklich, aber ohne geht es nicht.
  8. Geld under de Hand maket slank, wat krumm is. / Geld unter der Hand (= Schwarzgeld) gleicht aus, was nicht ordnungsgemäß ist.
  9. Geld utgeben kannst du allewoans, uk bie mik. / Geld ausgeben kannst du überall, auch bei mir.
  10. Glitter up den Liewe un Smacht in den Liewe. / Glitzernde Kleidung aber hungrig.
  11. Gnurrige Swiene hult et nich in den Stalle. / Knurrende/Unzufriedene Schweine wollen aus dem Stall heraus.
  12. Grammatschen könnt tau Gramme Matsch weern. / Spleenige Ideen/Dumme Gedanken können untauglich sein. (Gramme: Der zweite (= weniger ertragreiche) Grasschnitt des Jahres zur Heugewinnung.)
  13. Gräsige Minschen häbbet nich lange wat tau seggen. / Griesgrämige Menschen sind schnell nicht mehr gelitten,
  14. Groote Voggels sind wie lüttje, alle häbbet Feern. / Große Vögel sind wie kleine, alle haben Federn.
  15. Gue Bottere, seuten Zucker un wittet Mehl, denne geiht mik nist fehl. / Gute Butter, süßen Zucker und weißes Mehl, dann geht mir nichts daneben ( = dann gelingt es mir).
  16. Gue Wöre seuket opene Ohren. / Gute Worte suchen (= wünschen sich) offene Ohren.
  17. „Guen Dag, alle tauhope“, see de Voss, wie hei in dat Häuhnerlock keek. / „Guten Tag an alle“, sagte der Fuchs, als er in das Loch zum Hühnerstall blickte.
  18. Gut emeint, is nich allemal gut emaket. / Gut gemeint, ist nicht immer gut gemacht. (Es wurde etwas anderes erwartet.)
  19. Gut kieken kann ik slecht, aber slecht hören, dat kann ik gut. / Gut sehen kann ich schlecht, aber schlecht hören kann ich gut.
  20. Gut, dat de Hüser binnewennig hollig sind. / Es ist gut, dass die Häuser innen hohl sind. (Wenn es draußen witterungsbedingt ungemütlich ist.)
  21. „Gut“ gifft Dank, „tau gut“ gifft Zank. / „Gut“ gibt Dank, „zu gut“ führt zu Zank.
  22. Gut, dat du noch leefst: Wees dankbor dafor, wat du ehat hast. / Gut, dass du noch lebst: Sei dankbar dessen, was du gehabt (hast).

H

  1. „Hand up leggen“ kann mehr helpen, wie veele Wöre. / „Hand auflegen“ (und dadurch besänftigen/segnen) kann mehr helfen, als viele Worte.
  2. „H“ un „M“ – „H“ steiht for „Hengahen“ un „M“ steiht for „Middemaken, Mund open maken.“ / „H“ und „M“ – „H“ steht für „Hingehen“ und „M“ steht für „Mitmachen, Mund aufmachen.“
  3. Häbben is beter wie bruken. / Haben ist besser als benötigen.
  4. Häbben is häbben, kriegen is de Kunst. / Haben ist besitzen, bekommen/erhalten ist Kunst/Wunsch.
  5. Half un half is beter wie nist. / Halb und halb (= teilen) ist besser wie nichts.
  6. Hand in Hand geiht beter, wie Wand an Wand. / Gemeinsam ist besser als getrennt.
  7. Hast du bie den Snodder uk noch wat anneret in dienen Koppe? / Hast du außer Nasenschleim noch etwas anderes in deinem Kopf?
  8. Hast du Lehrgeld ekreegen oder betahlt? / Hast du Lehrgeld bekommen oder bezahlt?
  9. Hast du noch mehr saune Grammatschen in dienen Koppe? / Hast du noch mehr solche dummen Gedanken in deinem Kopf?
  10. Hat de Düwel dat Perd ehalt, kann hei dat Tumtüg uk noch kriegen. / Wenn der Teufel das Pferd geholt hat, kann er das Zaumzeug noch dazu bekommen.
  11. Häuhner, de en Pipp häbbet, word de Hals umme edreiht. / Hühner, die krank sind, werden geschlachtet.
  12. Hei dänzelt rumme, wie en Mäken nah den ersten Seuten. / Er tänzelt herum, wie ein Mädchen nach dem ersten Kuss.
  13. Hei täuft up en Mäken, dat bie öhne anklingelt. / Er wartet auf ein Mädchen, das bei ihm anruft/klingelt.
  14. Hei/Öt fritt mehr, wie en Minsche eten kann. / Er/Sie frißt mehr, wie ein Mensch essen kann.
  15. Hei/Öt fritt, wie wenn et nist weer gifft. / Er/Sie frißt, als wenn es nicht wieder gibt.
  16. Hei/Öt geiht da up lus, wie Paulus up de Korinther. / Er/Sie geht darauf zu, wie Paulus auf die Korinther. (Das Hohelied der Liebe in: 1 Korinther 13.)
  17. Hei/Öt geiht sienen eigenen Striepen. / Er/Sie geht seinen eigenen Weg.
  18. Hei/Öt grippt nich tau, hei/öt hat Heu umme de Poten. / Er/Sie greift nicht zu, hat Heu um die Hände (= ist zu zaghaft).
  19. Hei/Öt hat den Löppel afegeben. / Er/Sie hat den Löffel abgegen. (Im Sinne von: ... ist gestorben.)
  20. Hei/Öt hat den Mund un beide Backen vull. / Er/Sie hat sich dem Mund vollgestopft.
  21. Hei/Öt hat dat Scheitepulwer nich erfunnen. / Er/Sie hat das Schießpulver nicht erfunden. (Im Sinne von: ... ist keine große Leuchte.)
  22. Hei/Öt hat et mit de Wöre, nich mit de Hänne. / Er/Sie redet viel, tut aber nichts.
  23. Hei/Öt hat in de Kasse egreppen un is weg efleutschet. / Er/Sie hat in die Kasse gegriffen (= gestohlen) und ist geflüchtet,
  24. Hei/Öt hat Infälle, wie en ulet Hus. / Er/Sie hat Einfälle wie ein altes Haus.
  25. Hei/Öt hat öhne up en Kiek. / Er/Sie hat ihn auf den Kieker (= in besonderer Beobachtung).
  26. Hei/Öt hat siene Schape in Drögen. / Er/Sie hat seine Schafe im Trockenen (= ausgesorgt).
  27. Hei/Öt hat sik bekehrt, von en Bullerballer tau en Stofflappen. / Er/Sie hat sich geändert, vom Raubauz zum Weichei.
  28. Hei/Öt hucket rumme wie en Kaniniken. / Er/Sie hüpft herum wie ein Kaninchen.
  29. Hei/Öt hucket von eine Ecke in de annere un findt de Dör nich. / Er/Sie hüpft von einer Ecke in die andere und findet die Tür nicht.
  30. Hei/Öt is allemale mit den Muule vorne weg. / Er/Sie ist immer vorlaut.
  31. Hei/Öt is bie lebennigen Liebe dot egahen. / Er/Sie ist in lebendigen Zustand gestorben.
  32. Hei/Öt is bien Starben tau Doe ekumen, was aber uk al in den starbefähigen Older. / Er/Sie ist beim Sterben umgekommen, befand sich aber auch bereits im sterbefähigen Alter.
  33. Hei/Öt is liese rin ekumen un lut rut egahen. / Er/Sie ist leise herein gekommen und laut heraus gegangen.
  34. Hei/Öt is sau schier wie afelicket. / Er/Sie sieht so rein/ebenmäßig aus wie abgeleckt.
  35. Hei/Öt is tru wie Gold. / Er/Sie ist treu wie Gold.
  36. Hei/Öt is wie en Slachterhund, de kein Fleisch fritt. / Er/Sie benimmt sich wie der Hund eines Schlachters, der kein Fleisch frißt.
  37. Hei/Öt is woans up den Liem ekropen un wunnert sik ober dat wisse backen. / Er/Sie ist irgendwo/irgendjemand auf den Leim gekrochen und wundert sich über das festkleben. (Im Sinne von: ... ist hereingelegt/betrogen worden.)
  38. Hei/Öt kann beter fleigen wie ne Imme. / Er/Sie kann besser fliegen als eine Biene.
  39. Hei/Öt kickt wie en Pingst-Osse an Himmelfohrt. / Er/Sie blickt wie ein Pfingst-Ochse am Himmelfahrtstag.
  40. Hei/Öt kickt wie ne Mus in de Mehltunne. / Er/Sie blickt wie eine Maus im Mehlfass.
  41. Hei/Öt köert rund rumme un seggt nist. / Er/Sie labert herum und sagt nichts Wichtiges.
  42. Hei/Öt köert, wie de Wind weiht, einen Dag sau, den annern Dag anners. / Er/Sie redet wie der Wind, den einen Tag so und den anderen Tag anders.
  43. Hei/Öt lätt alles fallen, saugor de Näsendrüppen. / Er/Sie lässt alles fallen, sogar die Tropfen aus der Nase.
  44. Hei/Öt lätt bluß liggen, wat hei/öt nich böern kann. / Er/Sie lässt lediglich das liegen, was zu schwer ist.
  45. Hei/Öt lätt saugor de Lüse leben. / Er/Sie lässt sogar die Läuse leben.
  46. Hei/Öt leeft wol von dat, wat Hunne un Katten oberlat. / Er/Sie lebt wohl von dem, was Hunde und Katzen überlassen.
  47. Hei/Öt loppt, wie ne Katte, wenn et dunnert. / Er/Sie läuft wie eine Katze bei Donner.
  48. Hei/Öt mott hille maken, denn hei/öt hat sik ne Rute vor den Ars ebunnen. / Er/Sie muss sich beeilen, um die Zusage (= Verpflichtung) einzuhalten.
  49. Hei/Öt mott sik dulle lang maken, wenn hei/öt sik taudecken well. / Er/Sie muss sich strecken, wenn es ausreichen soll.
  50. Hei/Öt nimmt bluß von de Bottere, de hei/öt vorher probeiert hat. / Er/Sie nimmt lediglich von der vorher probierten Butter.
  51. Hei/Öt passet up, dat hei/öt den Boom nich an den dicken Enne anfaten mott. / Er/Sie achtet darauf, um nicht das schwere Ende tragen zu müssen.
  52. Hei/Öt rekelt sik wie en Aal in Solt. / Er/Sie streckt sich wie ein Aal im Salz.
  53. Hei/Öt ritt de Dör open un fallt ober den Süll. / Er/Sie reißt die Tür auf und fällt über die Schwelle.
  54. Hei/Öt scheest dahen, wie en Fisch bie Mandschien. / Er/Sie geht schluderig dahin, wie ein Fisch bei Mondschein.
  55. Hei/Öt sitt up den Perd, wie de Kater vor en Müselock. / Er/Sie sitzt auf dem Pferd, wie der Kater vor einem Mauseloch.
  56. Hei/Öt sitt up en Perd un socht danah. / Er/Sie sitzt auf einem Pferd und sucht danach: (Im Sinne von: ... hat einen hohen Posten und sucht nach dem Arbeitsbereich.)
  57. Hei/Öt sitt up den Perd, wie en Essel up en Sliepstein. / Er/Sie sitzt auf dem Pferd, wie ein Esel auf einem Schleifstein.
  58. Hei/Öt slurt dahen, wie wenn hei/öt nah de Arbeit mott. / Er/Sie schlurft dahin, wie auf dem Weg zur Arbeit.
  59. Hei/Öt stebbelt da lang, wie wenn hei/öt nergends hen well. / Er/Sie schlendert dort wohl ohne Ziel entlang.
  60. Hei/Öt steiht da, wie en Pahl bie Regen. / Er/Sie steht dort wie ein Pfahl bei Regen.
  61. Hei/Öt steiht un kickt, wie en Essel vor en Goldbarg. / Er/Sie wundert sich wie ein Esel vor einem Goldberg.
  62. Hei/Öt strickt wie en Voss umme dat Lock rundrumme. / Er/Sie streift wie ein Fuchs um das Loch (aus dem Beute herauskommen soll) herum.
  63. Hei/Öt süht ut wie en af elicket Mest. / Er/Sie sieht aus wie ein abgelecktes Messer.
  64. Hei/Öt trecket sienen eigenen Strang. / Jede/r zieht am eigenem Strang.
  65. Hei/Öt vertellt sau slabberig, wie greune Grütte. / Er/Sie erzählt so labberig, wie grüne Grütze.
  66. Hei/Öt vertellt wie ne Mettwost, de an beide Ennen anesnetten is. / Er/Sie erzählt wie eine Mettwurst, die an beiden Enden angeschnitten ist.
  67. Hei/Öt weit, wat Smadder is, hei/öt hat al in de Gote elegen. / Er/Sie weiß, was schmieriger Schmutz ist, er/sie hat bereits in der Gosse gelegen.
  68. Hei/Öt well un well un kann et nich. / Er/Sie will und will und kann es nicht.
  69. Hei/Öt well wat, aber hei/öt dört et nich. / Er/Sie will, aber darf es nicht
  70. Hei/Öt word smieg, wie Bottere in de Sönne. / Er/Sie wird geschmeidig, wie Butter in der Sonne.
  71. Heilebart in den Neste, bring mik ne lüttje Swester, Heilebart du Luder, bring mik en lüttjen Bruder. / Storch im Nest, bringe mir eine kleine Schwester, Storch du Luder, bringe mir einen kleinen Bruder.
  72. Hen is hen un weg is weg. / Hin ist hin (= verdorben, zerstört) und weg ist weg (= verloren, gestohlen).
  73. „Herr Dokter, schall ik de Diät vor oder nah den Eten innehmen?“ / „Herr Doktor, soll ich die Diät vor oder nach dem Essen einnehmen?
  74. Herre, giff, dat use Amtmann noch lange leeft, wi können en slimmeren kriegen. / Gott, gib, dass unser Amtmann noch lange lebt, wir könnten einen schlimmeren bekommen.
  75. Heu mit Kaff is en guet Eten, for den, de et mag. / Heu mit Stroh-Spreu ist ein guten Essen, für den, der es mag.
  76. Hille geiht vor geschwinne. / Schnell geht vor geschwind.
  77. Hille lopen un wiet smieten wüllt se alle un woneier fanget se damidde an? / Schnell laufen und weit werfen wollen sie alle und wann beginnen sie damit?
  78. Hille Lüe lopet sik dot, fule Lüe sleppet sik dot. / Schnelle Leute laufen sich tot, faule Leute schleppen sich tot.
  79. Hindern Barge/Kanal/Graben wuhnet uk Minschen. / Hinter dem Berg/Kanal/Graben wohnen auch Leute.
  80. Huch, högger, an höggersten un wat denner? / Hoch, höher, am höchsten und was kommt dann?
  81. Hult mal dienen Muul un de Fingers stille. / Schweige und lasse die Finger ruhen.
  82. Hunne, de blaffet, de biet nich. / Hunde, die bellen, beißen nicht.
  83. Hunnert Johre Unrecht sind nich einen Dag rechtens. / Hundert Jahre Unrecht sind nicht einen Tag richtig.
  84. Hüte drinket wi Vigeline (= Geige) un Klavier. / (Gemeint ist:) Heute trinken wir Schnaps und Bier.
  85. Hüte is hüte un morgen fanget hunnert niee Dage an. / Heute ist heute und morgen fangen hundert neue Tage an. (Im Sinne von: Was wir heute nicht schaffen, machen wir später.)
  86. Hüte stahet wi an en Afgrund, morgen sind wi en Schritt wieer. / Heute stehen wir am Abgrund, morgen sind wir einen Schritt weiter.
  87. Hüte un in alle Tied: Middenehmen, wat wat dogt. / Heute und immer: Mitnehmen, was nützlich ist.

I

  1. „Ik bin ...“, mosst du seggen, wenn du dik woans bekannt makest. „Ik bin“, dat kummt von binnen. „Mien Name is ...“ oder „Ik heite ...“ is wat von butten. / „Ich bin ...“, musst du sagen, wenn du dich irgendwo vorstellst. „Ich bin ...“, das kommt von innen. „Mein Name ist ...“ oder „Ich heiße ...“ ist etwas von draußen.
  2. Ik bin eine/r von üsch. / Ich bin eine/r von uns. (Ich bin Teil der Gemeinschaft.)
  3. Ik bin leiwer mit en ulen Wagen an Land, wie mit en nieen Schipp up den Meere. / Mir ist es angenehmer, mit einem alten Wagen auf dem Land, als mit einem neuen Schiff auf dem Wasser.
  4. Ik bin nich nieschierig, ik well nich wetten, wat bie miene Truerfieer eseggt word. / Ich bin nicht neugierig, ich will nicht wissen, was auf meiner Trauerfeier gesagt wird.
  5. Ik bin von huhen Herkumen, mien Vader was Dakdecker for Kerktorns. / Ich bin von hohem Herkommen, mein Vater war Dachdecker für Kirchtürme.
  6. Ik ete un drinke, wat ik kenne, denne gifft et kein Gerenne. / Ich esse und trinke, was ich kenne, dann gibt es keinen Durchfall.
  7. Ik feuhle mik wie en ingesoltenen Herrig. / Ich fühle mich wie ein eingesalzener Hering.
  8. Ih häbbe ehört, wat du eseggt hast – et was lue enaug, aber begreppen häbbe ik dat nich. / Ich habe gehört, was du gesagt hast – es war laut genug, aber begriffen (= verstanden habe ich es (allerdings) nicht.
  9. Ik häbbe dulle Döst, kriege aber de Pulle nich open emaket. / Ich habe großen Durst, aber das Öffnen der Flasche gelingt mir nicht.
  10. „Ik häbbe et in den Koppe“, see en klauke Minsche, da namm hei sien Snuppdauk tau Hilpe. / „Ich habe es im Kopf“, sagte ein kluger Mensch, dann benutzte er sein Taschentuch.
  11. Ik häbbe mik mal eschamt un wat häbbe ik dafor ekreegen? Nist! / Ich habe mich einmal geschämt und was habe ich dafür bekommen? Nichts!
  12. Ik häbbe ne kruse Näse, entweder ik kriege einen drup oder ik kriege niee Tied tau wetten. / Meine Nase juckt, entweder ich bekomme einen Schlag darauf oder Neues zu wissen.
  13. Ik häbbe sauveel Geld bie mik, wie ne Ütsche Hoore hat. / Ich habe soviel Geld bei mir, wie ein Frosch Haare hat. (Fehlanzeige.)
  14. „Ik meine man“, see Heinemann, „de eine klappt den annern an.“ / „Ich meine man“, sagte Heinemann, „der/die eine verrät jemand anders.“
  15. Ik schall un mott un mien Wille is al da. / Ich soll und ich muss und mein Wille ist bereits vorhanden.
  16. Ik schriebe wat up, denne mott ik mik dat nich mehr merken. / Ich schreibe etwas auf, dann muss ich mir das nicht mehr merken.
  17. „Ik“, see de Frue, „bin erst taufree, wenn ik veier Diere häbbe. En Nerz in den Schappe, en Jaguar in de Garage, en Tiger in den Bedde un en Essel, de alles betahlt.“ / „Ich“, sagte die Frau, „bin erst dann zufrieden, wenn ich vier Tiere habe. Einen Nerz im Schrank, einen Jaguar in der Garage, einen Tiger im Bett und einen Esel, der alles bezahlt.“
  18. Ik segge nist, saulange en annere Minsche tauhört. / Ich sage nichts, solange jemand zuhört.
  19. Ik stamme wol ut ne Schaulmestersfamilie, denn mien eine Unkel is mit ne Schaulmestersdochter verfrieet. / Ich stamme wohl aus einer Lehrersfamilie, denn einer meiner Onkel ist mit einer Lehrerstochter verheiratet.
  20. Ik weit wat ik häbbe un nich, wat ik kriege. / Ich weiß, was ich habe und nicht, was ich bekomme.
  21. Ik weit, wo mik de Schauh drücket, du nich. / Ich weiß, wo mir der Schuh drückt, du nicht.
  22. Ik wolle ja nist geschenket kriegen, aber dat ik gor nist ekreegen häbbe. / Ich wollte ja nichts geschenkt bekommen, aber dass gar nichts beklommen habe.
  23. „Ik wolle un ik härre ...“ – is alle Tied Gemärre. / „Ich wollte und ich hätte ...“ ist immer nur Nörgelei.
  24. Immen un Schape eernt, wenn ik slape. / Bienen und Schafe ernten, wenn ich schlafe.
  25. In annere Dörper word uk mit Water ewuschen un ekoket. / In anderen Dörfen wird auch mit Wasser gekocht und gewaschen.
  26. In de Natur gifft et Freuhjohr, Sömmer, Harst un Winter – sau uk in den minschlichen Leben: De Minsche is en Deil von de Natur. / In der Natur gibt es Frühling, Sommer, Herbst und Winter – ebenso auch im menschlichen Leben: Der Mensch ist ein Teil der Natur.
  27. In Düstern kannst du gut Schmüstern. / Im Dunkeln ist gut Munkeln.
  28. In en Hunnestalle findst du kein Brot. / In einer Hundehütte findest du kein Brot. (Im Sinne von: Dort ist nichts vorhanden/zu holen.)
  29. In „Haken slagen“ is hei/öt beter wie „Mester Lampe“. / Im „Haken schlagen“ ist er/sie besser als „Meister Lampe“ (= ein Hase).
  30. In „mageren“ Tieden kriegt de Schiebe Brot den Dumen von unden un den Wiesefinger von boben. / In schlechten Zeiten wird die Scheibe Brot mit Daumen und Zeigefinger belegt.
  31. Is de Katte ut den Huse – up den Disch danzet de Müse. / Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.
  32. Is de Sönne in den Westen, arbeit fule Lüe wie de besten. / Gegen Abend werden faule Leute fleißig.
  33. Itt dien Brot uk, wenn et dik nich egönnt is. / Iss dein Brot auch, wenn es dir nicht gegönnt ist.
  34. Itt un drink un swieg stille. / Iss und trink und rede nicht.
  35. Itt un fritt, alles is von usen Herrn. / Iss und friss, alles ist von Gott gegönnt.

J

  1. Je beter de Lüe, deste beter de Abend. / Je angenehmer die Leute, desto angenehmer der (gesellige) Abend.
  2. Je duller de Wind, deste mehr sweket de Böme. / Je stärker der Wind, desto mehr schwanken die Bäume.
  3. Je duller du in den Smadder trampest, deste mehr smeerst du dik ober. / Je stärker du in den Matsch trittst, desto mehr beschmutzt du dich.
  4. Je dummer du dik anstellst, deste mehr word dik verklort un ehulpen. / Je dummer du dich anstellst/gibst, desto mehr wird dir erklärt und geholfen.
  5. Je hiller un luer du krakehlst, deste hiller is et vorbie. / Je schneller und lauter du herumschreist, desto schneller ist es vorbei.
  6. Je mehr du de Katte strakelst, deste högger stiggt öhr Swanz. / Je mehr du dir Katze streichelst, desto mehr richtet sie den Schwanz auf.
  7. Je mehr hei/öt hat, deste mehr hei/öt well. / Je mehr er/sie hat, desto mehr will er/sie haben.
  8. Jeder Dag hat uk ne Nacht. / Jedem Tag folgt die Nacht,
  9. Jeder Dag well en Abend häbben. / Jeder Tag will ein Ende haben.
  10. Jeder Dot hat en Grund, uk wenn de Minsche noch nich in den starbefähigen Older is. / Jeder Tod ist begründet, auch wenn sich der betroffene Mensch noch nicht im sterbefähigen Alter befindet.
  11. Jeder Minsche geiht sienen Weg un mott damidde taurechte kumen. / Jeder Mensch geht seinen Weg und muss damit zufrieden sein.
  12. Jede/r fege vor siene eigene Husdör. / Jede/r kehre vor seiner eigenen Tür.
  13. Jede/r kriegt en Voggel tau Middag un wenn et ne Gaus is. / Jede/r bekommt einen Vogel als Mittagessen und wenn es eine Gans ist.
  14. Jede/r mott sienen eigenen Sweet ruken. / Jede/r muss den eigenen Schweiß riechen.
  15. Jede/r mott sienen Packen sülmst dragen. / Jede/r muss die eigene Last/Belastung selber (er)tragen.
  16. Jede/r mott wetten, wat hei/se deit. / Jede/r muss wissen, was er/sie tut (oder lässt).
  17. Jede/r schrape in sienen eigenen Pott. / Jede/r kratze in seinem Topf. (Im Sinne von: Jede/r kümmere sich um die eigenen Angelegenheiten.)
  18. Jedet Hus hat sien Krüze tau dragen. / Jedes Haus hat seine Belastungen zu tragen. (Im Sinne von: Unter jedem Dach ein Ach.)
  19. Jedet Lied mit tau singen, mosst du nich, de Voggels hucket uk nich up jeden Twieg. / Du musst nicht jedes Lied mitsingen, die Vögel springen auch nicht auf jeden Zweig.
  20. Jedet Mal, wenn ik dik drepe, bist du uk dabie. / Jedes Mal, wenn ich dich treffe, bist du auch dabei.
  21. Jugendsünnen verwasset sik mit de Tied. / Jugendsünden geraten mit der Zeit in Vergessenheit.
  22. Jung elehrt un ult edan. / Jung erlernt und alt getan.
  23. Jung verfrieet, kann et uk mal „ruckeln“. Et helpet: Wisse maken. / In einer jungen Ehe kann es gelegentlich zu Uneinigkeit kommen. Es hilft: Fest machen/Anschnallen (wie in einem Auto).
  24. Junge Lüe könnt starben, ule Lüe möt starben. / Junge Leute können sterben, alte Leute müssen sterben.
  25. Jungens un Hunne gahet leiwer alleene dor de Welt. / Jungen und Hunde gehen/streunen lieber allein durch die Gegend.

K

  1. Kann ik nist geneiten, sau kann mik nist verdreiten. / Kann ich nichts genießen, so kann mich nichts verdrießen.
  2. Kartuffeln weerd erst egetten, wenn se gor ekoket sind. / Kartoffeln werden erst dann gegessen, wenn sie gekocht sind. (Im Sinne von: Eine Sache wird erst dann erledigt, wenn die Zeit „reif“ dafür ist.)
  3. Kartuffeln weerd mit Water ekoket, dabie kann dik nist fehl gahen. Bie „tau veel“ Water word et Kartuffelzuppe, bie „veel“ Water word et Kartuffelbrie, bie „passig“ Water weerd et Soltkartuffeln, bie „tau wennig“ Water weerd et Bratkartuffeln. / Kartoffeln werden mit Wasser gekocht, das kann dir nicht misslingen. Bei „zu viel“ Wasser wird es Kartoffelsuppe, bei „viel“ Wasser wird es Kartoffelbrei, bei „geeigneter Menge“ Wasser werden es Salzkartoffeln, bei „zu wenig“ Wasser werden es Bratkartoffeln.
  4. Katten in en Sacke köpen, dogt nich. / Man kauft keine Katze im Sack (= nichts Unbekanntes).
  5. Katten kannst du bluß mit Ledderhandschen anfaten. / Katzen kannst du lediglich mit Lederhandschuhen anfassen.
  6. Keese eet wi taulest. / Den Käse essen wird zuletzt. (Im Sinne von: Alles nach der Reihe.)
  7. Keine Poggen in den Diek, da bliebet de Heilebarts wiet. / Wenn sich im Teich keine Frösche befinden, kommen die Störche nicht.
  8. Kesserlinge wasset nich grötter, se wasset ut de Eere. / Kieselsteine wachsen nicht, sie „wachsen“ aus der Erde.
  9. Kinner hört bie Kinner un ule Lüe hört bie ule Lüe. / Jung zu Jung und Alt zu Alt.
  10. Kinner kreipet saulange rumme, bet se dat Gahen elehrt häbbet. / Kinder krabbeln solange, bis sie das Gehen erlernt haben.
  11. Kinner möt nich alle Tied behümschert weern, se dört uk mal wat. / Kinder müssen nicht andauernd betreut/beaufsichtigt werden: Kinder müssen auch mal was dürfen (= ihren „Freiraum“ haben).
  12. Kinner sind Gewinner. / Kinder sind Gewinner.
  13. Kinner sind uk mit wennig taufree, wenn se man oberhaupt wat krieget. / Kinder sind auch mit wenig zufrieden, wenn sie überhaupt etwas bekommen.
  14. Kinner un besopene Lüe leiget nich, se segget, wat wohr is. / Kinder und Betrunkene lügen nicht, sie sagen die Wahrheit.
  15. „Kinner, swieget stille“, see Mudder, „Vader mott sienen Namen schrieben.“ / „Kinder, seid still“, sagte Mutter, „Vater muss seinen Namen schreiben.“
  16. Kläukeret wie Minschen gifft en nich, de könnt saugor Apen fangen. / Etwas Klügeres wie die Menschen gibt es nicht, sie können sogar Affen fangen.
  17. Klopperie bringt nist in. / Schlägerei gibt nur Ärger.
  18. Koopmann weern, geiht hille, Koopmann blieben, is swor. / Kaufmann werden, geht schnell, Kaufmann bleiben, ist schwer.
  19. Kopp huch un Näse vorne, dat is dat Leben. / Das Leben ist: Kopf hoch und Nase vorn.
  20. Krieget de Kinner öhren Willen, sind se stille. / Kinder, die ihren Willen bekommen, sind zufrieden.
  21. „Krischan, kumm runder, et dunnert“, reip Minichen. „Dat kann ik hier boben uk höern“, kreeg se tau wetten, / „Christian, komm herunter, es donnert“, rief Hermine. „Das kann ich hier oben auch hören“, bekam sie als Antwort.
  22. Kruse Hoore – krusen Kopp. / Krause Haare – krauser Sinn.
  23. Kume ik ober den Hund, sau kume ik uk ober den Swanz. / Komme ich über den Hund, so komme ich auch über den Schwanz. (Im Sinne von: Ist die Hauptsache erledigt, so erledige ich auch die Nebensache.)
  24. Kummer un Sorgen late ik for morgen. / Kummer und Sorgen verschiebe ich auf morgen.
  25. Kummst du an wat, nimmst du wat. / Kannst du etwas erreichen, so nimmst du es.

L

  1. Länge un Grötte von en Mischen möt nich oberein wesen. / Größe und Bedeutung eines Menschen müssen sich übereinstimmen.
  2. Lat de Lüe, wie se sind, un blief, wie du bist. / Lasse die Leute, wie sie sind, und du bleibe, wie die bist.
  3. Lat dienen Mund dat vertellen, wat dien Kopp denkt un dien Herze lenkt. / Lasse deinen Mund das erzählen, was dein Kopf denkt und dein Herz lenkt.
  4. Lat et gahen, wo et geiht – lat et stahen, wo et steiht. / Lasse laufen, was läuft – lasse stehen, was steht.
  5. Leben un leben laten. / Leben und leben lassen.
  6. Lebennig is beter wie dot. / Lebendig ist besser als tot.
  7. Lehnen oder köpen, wat is dik leiwer? / Leihen oder kaufen, was ist dir lieber?
  8. Lehre wat, denne kannst du wat. / Lerne was, dann kannst du was.
  9. Leiwe deit mal weih, Weihdage allemal. / Liebe schmerzt manchmal, Schmerzen sind immer.
  10. Leiwe Kinner häbbet veele Namens. / Liebe Kinder haben viele (Kose-)Namen.
  11. Leiwe Kinner un gue Gäuse kume bie Tieden nah Hus. / Liebe Kinder und Gänse kommen rechtzeitig nach Haus.
  12. Leiwe un lumpige Lüe bliebet allewoans hängen. / Liebe und zerlumpte Leute bleiben überall hängen. (Im Sinne von: Liebe Leute verzetteln sich.)
  13. Leiwer „lange leben“, denne duert dat „dot wesen“ nich sau lange. / Lieber „lange leben“, dann dauert das „tot sein“ nicht so lange.
  14. Leiwer arm wesen, wie arm arbeien. / Lieber arm sein, als arm arbeiten.
  15. Leiwer bie Sönnenschien an Land, wie bie Storm up en Schipp. / Lieber bei Sonnenschein auf dem Land, als bei Sturm auf einem Schiff.
  16. Leiwer en Minsche, de middegeiht, wie twei, de nahkumen wüllt. / Angenehmer ist, jemand kommt mit, als zwei, die später kommen wollen.
  17. Leiwer en Osse in Solt, wie düssen Minschen. / Ein gesalzener Ochse ist mir lieber, als dieser Mensch.
  18. Leiwer ful weern, wie ful wesen. / Lieber faul werden, als faul sein.
  19. Leiwer gesund un kregel, wie arm un madderig. / Lieber gesund und gut gelaunt/beweglich, als krank und missmutig/niedergeschlagen.
  20. Leiwer sitten, wie hängen. / Lieber sitzen, als hängen.
  21. Leiwer Steine kloppen, wie Steine eten. / Lieber Steine klopfen, als Steine essen.
  22. Leiwer tau en narrischen Minschen slapen, wie tau en narrischen Minschen arbeien. / Lieber zum Narren schlafen, als zum Narren arbeiten.
  23. Lesen kann ik al ganz gut, mit den Schrieben duert et noch. / Lesen kann ich bereits ganz gut, mit dem Schreiben hapert es noch.
  24. Lichtglöbige Minschen weerd lichte bedrogen. / Leichtgläubige Menschen werden leicht betrogen.
  25. Lief un Seele bruket Jupphei un Hopphei. / Leib und Seele benötigen Lust und Freude.
  26. Loggenhaftig is de nich, süss wärre hei al eplatzet. / Der lügt nicht, sonst wäre er bereits geplatzt.
  27. Lope nah den Mand un plücke Steerns. / Laufe zum Mond und pflücke Sterne.
  28. Lüe, de „hinderwärts“ wat „in de Rehe“ krieget, weerd bie „Ruhm un Dank“ vergetten. / Leute, die ohne Aufhebens etwas regeln, werden bei Dankesworten vergessen.
  29. Lüe, de du fangen wutt, möt sik faten laten. / Leute, die du fangen willst, müssen sich fangen lassen.
  30. Lüe, de dulle fründlich sind, häbbet bedrogen oder wüllt et noch. / Leute, die besonders freundlich sind, haben betrogen oder sie wollen es noch.
  31. Lüe, de in de Köke verdöst/smachtig bliebet, dene is nich tau helpen. (Henwies: Koken maket döstig.) / Leuten, die in der Küche verdursten/hungrig bleiben, ist nicht zu helfen (= sie haben selbst schuld). (Hinweis. Kochen macht durstig.)
  32. Lüe, de oberall rumme snüffelt, möt sik uk mal de Näse tauhulen. / Leute, die überall herumschnüffeln (= neugierig sind), müssen das auch mal lassen (= Ruhe geben).
  33. Lüe, de sik nich tauhört, könnt nich wetten, wat se segget. / Leute, die sich nicht zuhören, können nicht wissen, was sie sagen.
  34. Lüe, de tau gut/tau klauke sind, sind nich allemal gefallig. / Leute, zu gut/zu klug sind, gefallen nicht immer.
  35. „Lusten kost un sind balle vorbie“, see dat Kind nah de Karesell-Fohrt. / „Fröhlich sein kostet und ist schnell vorbei“, sagte das Kind nach der Karussell-Fahrt.
  36. Lüe, eet un drinket un lat jüch nich nödigen un richt jüch nich nah usen Vader, de fat allemal ganz dulle tau. / Leute, esst und trinkt und lasst euch nicht nötigen und richtet euch nicht nach unserem Vater, der greift immer sehr stark zu.
  37. Luft halen, Water drinken un uppassen – ohne geiht et nich. / Luft holen, Wasser trinken und aufpassen sind immer erforderlich.
  38. Lüse fangen, aber Müse lopen laten. / Läuse fangen, aber Mäuse laufen lassen. (Im Sinne von: Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen.)
  39. Lüsterne Lüe – slechtet Geweten. / Herumlungernde Leute – schlechtes Gewissen.
  40. Lüttje Kinner word vertellt: Witte Käuhe gebet Melk, brune Käuhe gebet Kakau. / Kleinen Kindern wird erzählt: Weiße Kühe geben Milch, braune Kühe geben Kakao.
  41. Lüttje Kinner, lüttje Sorgen – groote Kinner, groote Sorgen. / Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen.
  42. Lüttjig un kregel is beter wie en grooten Flegel. / Klein und gut gelaunt/beweglich ist besser als ein großer Flegel.
  43. Lüttjig, ganz lüttjig kummst du mik doch noch hinder nah. / Langsam, ganz langsam folgst du mir doch noch.

M

  1. Madder un Smadder weerd von alleene tau Sump un Sabber. / Matsch und Schmiere werden von allein zu Sumpf und Gesabber.
  2. Mak, wat du wutt, de Lüe köret doch. / Du kannst machen, was du willst, die Leute reden doch.
  3. Make doch nich sau en Prejammel. / Mache doch so ein Aufhebens davon.
  4. Maken is en Ding, ober vertellen geiht lichter. / Machen ist eine Sache, darüber reden ist einfacher.
  5. Maken könnt alle wat, de mehrsten mit den Munne. / Alle könner etwas machen, die meisten mit dem Mund.
  6. Maken tau de rechten Tied gifft näuher keinen Striet. / Rechtzeitig erledigt ergibt keinen Streit.
  7. Maken! Viellichte word dat wat un is tau bruken. / Machen ist wichtig. Vielleicht ist es auch zu gebrauchen.
  8. Makest du nist, kriegst du Schimpe; makest du wat, is et verkehrt. / Wenn du nicht machts, wirst du ausgeschimpft, wenn du was machst, ist es verkehrt.
  9. Mal mosst du lange seuken un mal kummt et von alleene. / Manchmal musst du lange suchen und manchmal kommt es von selbst.
  10. Man gut, dat de Näse ober den Munne anebrocht is, sau kann de Snodder da glieks rinlopen. / Es ist gut, dass die Nase über dem Mund angeordnet ist, so kann der Schleim dort sofort hineinlaufen.
  11. Man gut, dat ik de Wost egetten häbbe, de Hund härre se liggen laten. / Es ist gut, dass ich die Wurst gegessen habe, der Hund hätte sie liegen lassen.
  12. Man hille, man tau, de Hunne maket al wau-wau. / Schnell, schnell, die Hunde bellen bereits.
  13. Man kann sau ult weern, wie ne Kauh, man lehrt allemal noch datau. / Man kann so alt werden, wie eine Kuh, man lernt immer noch dazu.
  14. Mannige Lüe geiht et umme Gold un veele krieget Iesen. / Etlichen Leuten geht es um Gold (= Orden), viele bekommen (lediglich) Eisen (= Granatsplitter).
  15. Mannigmal hat en Minsche kein Glücke un denne kummt uk noch Pech datau. / Manchmal hat ein Mensch kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu.
  16. Meist is en Breet länger wie breit. / Meistens ist das Brett länger als breit.
  17. Mesters weerd nich geboren, se häbbet wat elehrt. / Meister werden nicht geboren, sie haben vorher etwas erlernt.
  18. Mien Geldbüdel is krank, hei hat Swindsucht. / Mein Geldbeutel ist erkrankt, er hat „Schwindsucht“.
  19. Mien Kopp gehört mik. / Mein Kopf gehört mir.
  20. Mien Vader entsinnt mik jeden Sönndag use neggen Planeten. / Mein Vater erinnert mich jeden Sonntag unserer neun Planeten. (= Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto).
  21. Miene Frue is gesund un ik häbbe tau daun. / Meine Frau ist gesund und ich habe Arbeit.
  22. Miene Mudder was nich nieschierig, se wolle bluß alles wetten. / Meine Mutter war nicht neugierig, sie wollte lediglich alles wissen.
  23. Miene Tunge weit, wat mik smecken deit. / Meiner Zunge ist bekannt, was mir schmeckt.
  24. Minschen kennst du an den Gang un Voggels an den Gesang. / Menschen sind am Gang zu erkennen, Vögel am Gesang.
  25. Minschen un Diere kannst du bluß ankieken, wenn wecke da sind. / Menschen und Tiere kannst du lediglich anschauen, wenn sie anwesend sind.
  26. Mit Eten speelt man nich. / Mit Essen spielt man nicht.
  27. Mit „mak, dat du Land gewinnst“, häbbe ik al eher mal en Dusseldier rut esmetten. / Mit „siehe zu, dass du Land gewinnst“, habe ich bereits früher schon mal einen Störenden hinausgewiesen.
  28. Mit den Kopp dor de Wand, dat häbbet al annere Lüe versocht. / Mit dem Kopf durch die Wand, das haben bereits andere Leute versucht (und sind kläglich gescheitert).
  29. Mit den Koppe nicken, aber de Hänne verstoken. / Zustimmend nicken, allerdings nichts tun.
  30. Mit den Seuken is hei/öt al ganz gut, mit den Finnen hat hei/öt et noch nich sau dulle. / Im Suchen ist er/sie bereits ganz gut, mit dem Finden hapert es noch.
  31. Mit den Wind geiht et beter wie gegen. / Mit dem Wind (segeln) gelingt besser, als gegen. (Im Sinne von: Sich der Mehrheit anschließen.)
  32. Mit en Bäcker ete ik leiwer wie mit en Aftheker. / Mit einem Bäcker esse ich lieber, als mit einem Apotheker
  33. Mit ful rumme liggen kummst du nich von de Stirre. / Mit faul herumliegen, kommst du nicht weiter,
  34. Mit Gedanken in de groote Welt, mit Danken tau Hus. / Mit Gedanken in der großen Welt, mit Danken zu Haus.
  35. Mit Geld bist du allewoans leif. / Freigiebig bist du überall beliebt.
  36. Mit Glaut lätt sik gut Füer maken. / Mit Glut lässt sich leicht Feuer (an)machen.
  37. Mit Madder un Smadder häbbet al annere Lüe esmetten. / Mit Schmutz und Schande haben bereits andere Leute geworfen.
  38. Mit Swiegen un Denken kannst du uk wat lenken. / Mit Schweigen und Denken, kannst du auch etwas lenken.
  39. Möhlensteine sind öhne tau swor un gleuhige Kollen tau heit. / Mühlsteine sind ihm zu schwer und glühende Kohlen zu heiß,
  40. „Morgen well ik jüch dat Swimmen lehren“, see de Aantenmudder tau de Häuhnerküken, de se utebrocht härre. / „Morgen will ich euch das Schwimmen lehren“, sagte die Entenmutter, die Hühnerküken ausgebrütet hatte.

N

  1. Nah „huch gewinnen wollen“ kann uk „deip fallen“ kumen. / Auf „hoch gewinnen wollen“ kann auch „tief fallen“ folgen.
  2. Nah de Kerke gahen recket nich, du mosst da uk an glöben. / Zur Kirche gehen, ist nicht ausreichend, du musst auch daran glauben.
  3. Nahdeme et eregent hat, hat et nich mehr emölmt. / Nach dem Regen war der Staub gebunden.
  4. Nahdeme hei de Treppe dal efallen was, is hei kläuker. / Nachdem er die Treppe hinunter gefallen war, ist er klüger.
  5. Nahkleckern is slecht, tau freuh is nich gut, bietieden beter. / Zu spät ist schlecht, zu früh ist nicht gut, rechtzeitig ist besser.
  6. Narrische Lüe sind et nich von sülmst, se maket sik datau. / Närrische Leute werden nicht geboren. sie machen sich dazu.
  7. Nasch-Katten könnt sik uk mal dat Muul verbrennen. / Nascher/innen können sich auch mal den Mund verbrennen.
  8. Ne enzelne Kreihe maket noch keinen Sönndag. / Ein einzelne Krähe macht noch keinen Sonntag.
  9. Ne groote Snute häbben, aber nich bieten können. / Das große Wort führen, aber nichts zutreffendes sagen.
  10. Ne Katte hat sebben Leben, aber einen Dot. / Eine Katze hat sieben Leben, aber einen Tod.
  11. Ne Kinnerhand is hille vull. / Eine Kinderhand ist schnell gefüllt. (Im Sinne von: Ein Kind ist schnell zufrieden zu stellen.)
  12. Ne Lus kannst du eher fangen wie ne Mus. / Eine Laus kannst du besserequemer fangen als eine Maus.
  13. Ne Schüffel kannst du kriegen, schüffeln mosst du sülmst. / Eine Schaufel kannst du bekommen, aber schaufeln musst du selber.
  14. Ne Snute full dröge Brot, is beter wie nist. / Ein Mund, voll mit trockenem Brot, ist besser als nichts.
  15. Ne Ule kann beter kieken wie du. / Eine Eule kann besser sehen als du.
  16. Ne Ütsche kannst du sau lange piesacken, bet dat de quaket – bie mik glücket dat nich. / Einen Frosch kannst du so lange quälen, bis er quakt – mir gelingt das nicht.
  17. „Nee, nee“, schimpet de Buer, „drei Kinner up ein Mal un de Söge hat bloß en enzelnet Farken.“ / „Nein, nein, “ schimpft der Landwirt „drei Kinder (= Drillinge) auf einmal und die Sau hat lediglich ein Ferkel.“
  18. Nehmers sind lichte tau finnen, Gebers aber swor. / Nehmende sind leicht zu finden, Gebende jedoch schwer.
  19. Nich alles probeiern, aber alles beter wetten wollen. / Nicht alles probieren, aber alles besser wissen wollen.
  20. Nich jeden Dag is Maidag. / Nicht jeden Tag ist Maitag (= 1. Mai, ein Feiertag).
  21. Nich mit jeden Schuss dripst du ne Aante. / Nicht mit jedem Schuss triffst du eine Ente. (Im Sinne von: Nicht immer bist du erfolgreich).
  22. Niee Bessens feget allewoans, uk in de leste Ecke. / Neue Besen fegen überall, auch in der letzten Ecke.
  23. Niee Lüe bringet niee Tied. / Neue Leute (= Hinzugekommene) erzählen Neuigkeiten.
  24. Nieschierige Lüe fraget de Kauh noch dat Kalf af. / Neugierige Leute fragen der Kuh noch das Kalb ab.
  25. Niet un heit is beter wie ult un kult. / Neu und heiß ist besser als alt und kalt.
  26. Nimmst du wat, denne hast du wat. / Nimmst du was, dann hast du was.
  27. „Noch half vull“ is mik leiwer wie „al half leddig“. / „Noch halb voll“ ist mir lieber (= eine positive Wertung) als „bereits halb leer“ (= eine negative Wertung).
  28. Not kummt ohne Gebot. / Not kommt ohne Gebot.
  29. „Nu is alles versopen“, see de Mannsminsche, nahdeme sien Geldbüdel int Water efallen was. / „Nun ist alles versoffen“, sagte der Mann, als seine Geldtasche ins Wasser gefallen war.
  30. Nu lat man mal de Katte ut den Sack. / Nun lasse mal die Katze aus dem Sack. (Im Sinne von: Berichte das Wichtige.)
  31. Nu steiht de Afkate vor den jüngesten Gerichte. / Nun steht der Rechtsanwalt vor dem jüngsten Gericht.

O

  1. Ob lüttje oder groote Müse: Ohren un Swänze häbbet se alle. / Ob kleine oder große Mäuse: Alle haben Ohren und Schwänze.
  2. Ober dat Water lopen, geiht hiller wie dorswimmen. / Über das Wasser laufen, geht schneller als durchschwimmen.
  3. Ober den Tun kummst an lichtersten an de nedderste Stirre. / Über den Zaun steigen geht am bequemsten an der niedrigsten Stelle.
  4. Oftemalen is et beter: Leben un leben laten. / Oftmals ist es besser: Leben und leben lassen.
  5. Ohne Maken kann nist weern. / Ohne Handeln/Tun kann nichts gelingen.
  6. Older geiht vor, uk, wenn et ant Starben geiht. / Das Alter zuerst, auch, wenn es ans Sterben geht.
  7. Öt hat de Slippe vull. / Sie ist schwanger.
  8. Öt hat int Water eslacht. / Sie hatte eine Fehlgeburt.
  9. Öt süht ut wie ne anekleete Puppe. / Sie sieht aus wie eine Ankleidepuppe.

P

  1. Pack sleit sik, Pack verdräggt sik. / Gesindel schlägt sich, Gesindel verträgt sich.
  2. Pass up, dat du nich ober diene Fäute fallst. / Achte darauf, dass du nicht über deine Füße fällst.
  3. Piesackest du mik, denne piesacke ik dik. / Quälst du mich, dann quäle ich dich.
  4. Pulle leddig – Kopp vull. / Flasche leer – Kopf voll.

R

  1. Ran, wie Blücher an de Arften. / Voran, wie Blücher an die Erbsen.
  2. Recht daun, kann nich verkehrt wesen. / Richtiges tun, kann nicht verkehrt sein.
  3. Recht mott Recht blieben. / Recht muss Recht bleiben.
  4. Rieke Lüe häbbet fette Katten. / Reiche Leute haben fette Katzen.
  5. Rue Tunge un swarte Seele, wie passet dat tauhope? / (Politisch:) Nach außen rot und innen schwarz, wie passt das zusammen?
  6. Rundrumme gahen umme den heiten Brie, helpet nich. / Es hilft nicht, um den heißen Brei herum zu gehen.

S

  1. Sachte gahen un wohren, satt eten un sporen. / Langsam gehen und aufpassen, satt essen und sparen.
  2. Sachte kummt de Deif anesleken, hille loppt hei weg. / Langsam kommt der Dieb angeschlichen und schnell läuft er weg.
  3. Sau en Lüchtenhus, en Sack Kartuffeln bringt mehr up de Waage. / So ein magerer Mensch, ein Sack Kartoffeln wiegt mehr.
  4. Sau slimm kann dat nich wesen, dat en sik up den Dot nich lieen mag. / So schlimm kann es nicht sein, dass man sich auf den Tod nicht leiden kann.
  5. Sau ult, wie du hüte utsühst, worst du dien Lebedag nich. / So alt, wie du heute aussiehst, wirst du nie.
  6. Saulange et gut is, mosst du et nehmen, slechte word et von alleene. / Solange es gut ist, muss du es nehmen, schlecht wird es von allein.
  7. Schape scheren luhnt erst, wenn da Wulle anne is. / Das Scheren der Schafe lohnt erst, wenn Wolle daran ist.
  8. Schauhe up en Disch maket Argernis. / Schuhe auf dem Tisch führen zu Ärger.
  9. Schipp in Water is beter wie Water in Schipp oder Schipp under Water. / Schiff im Wasser ist besser als Wasser im Schiff oder Schiff unter Wasser.
  10. „Schön wesen“ kannst du arben, „schön daun“ kannst du lehren. / „Schön sein“ kannst du erben, „schön tun“ kannst du erlernen.
  11. Schullen fret mit ut den Nappe. / Schulden fressen mit aus dem Napf.
  12. Schullen sind wie Kletten, nich wie Hasen, se lopet nich weg. / Schulden sind wie Kletten, nicht wie Hasen, sie laufen nicht weg.
  13. Swanger is oder is nich, en betjen gifft et nich. / Schwanger oder nicht schwanger, etwas schwanger gibt es nicht.
  14. Seuken findt wat, nich seuken kann nist finnen. / Suchen findet, nicht suchen kann nichts finden.
  15. Seutet hen un her, hüte gifft et Suernkohl. / Süßes hin oder her, heute gibt es Sauerkohl.
  16. Sien leiwerstet Dier is de Tapphahn. / Sein liebstes Tier ist der Zapfhahn.
  17. Siene Näse is sau glüh wie drei Karat. / Seine Nase glüht wie drei Karat.
  18. Sik nich wählen laten, aber nahdeme: Wenn ik wat tau seggen härre, denne ...“ / Sich nicht wählen lassen, aber danach: „Wenn ich etwas zu sagen hätte, dann ...“
  19. Slap kummt von alleene, Eten un Drinken mosst du dik halen oder bringen laten. / Der Schlaf kommt von selbst, Essen und Trinken musst du dir holen oder bringen lassen.
  20. Smacht beleeft dat Koken. / Hunger beschleunigt das Kochen.
  21. Sluren laten, dogt nicht, et bringt üschnich wieer. / Schlampig (= nachlässig) etwas geschehen lassen, ist nicht zweckmäßig, es bringt und nicht voran..
  22. Smacht maket uk Suernkohl un suere Gurken tau en seutet Eten. / Hunger macht aus Sauerkohl und sauren Gurken ein süßes Essen.
  23. Smachtige Lüse biet dulle tau. / Hungrige Läuse beißen kräftig zu.
  24. Sochst du Brot in en Hunnelocke? Da findst du nist. / Suchst du Brot in einer Hundehütte? Da findest du nichts.
  25. Sönne, Wind un Regen – allet Gottes Segen. / Sonne, Wind und Regen – alles mit Gottes Segen.
  26. Speck un Brot sleit jeden Smacht dot. / Speck und Brot erschlägt jeden Hunger.
  27. Speelkorten un veiereckige Knoken häbbet al veele Büdels ebroken. / Spielkarten und Würfel haben bereits viele Geldbeutel geleert.
  28. Spore in de Not, denne hast du Tied datau. / Spare in der Not, dann hast du Zeit dazu.
  29. Spore wat, denne hast du wat. / Spare was, dann hast du was.
  30. Starben mott ja nich glieks wesen, aber ohne geiht et nich. / Sterben muss ja nicht sofort sein, aber ohne geht es nicht.
  31. Stille Water sind deip. / Stille Wasser sind tief.
  32. Stillswiegen is uk ne Antwort. / Schweigen ist auch eine Antwort.
  33. Stoppe dat lüttje Lock, denne word et nich grötter. / Wenn du das kleine Loch (ver)stopfst, wird es nicht größer.
  34. „Stücke is Stücke“, see Willem, da kreeg hei sik dat grötterste her. / „Stück ist Stück“, sagte Wilhelm und nahm sich das größte.
  35. Suer verdeint word seute vertehrt. / Sauer verdient wird süß verzehrt.
  36. Sülmst leben un annere leben laten. / Selbst leben und andere leben lassen.
  37. Swiegen un Denken kann dik keinein schenken. / Schweigen und Denken kann dir niemand schenken.
  38. Swiene gehöret nich int Hus. / Schweine gehören nicht ins Haus.
  39. Swiene sind mik an leiwersten, wenn se dote sind un ik da wat von afkriege. / Schweine sind mir am liebsten, wenn sie tot (= geschlachtet) sind und aich da etwas von bekomme.

T

  1. Tau de Tied, wo se noch Vader un Mudder eseggt häbbet, können se noch Kerken un Torne buen; von da an, wo se Pa un Ma segget, könnt se de nich mehr underhulden. / Zu der Zeit, als sie noch Vater und Mutter gesagt haben, konnten sie noch Kirchen und Türme bauen (in Sinne von: finanzieren); seit der Zeit, seit der sie Pa und Ma sagen, können sie nicht mehr für den Unterhalt aufkommen.
  2. Tau Hus: Bluß denne un wenne kummt Beseuk. Wenn du Lüe drepen wutt, mosst du al woans hengahen. / Zu Haus: Lediglich dann und wann (= gelegentlich) kommt Besuch. Wenn du Leute treffen willst, musst du schon ausgehen, da oder dort hin.
  3. Tau ielig dogt nich. / Zu eilig ist nicht gut.
  4. Tau wennig drinken dogt nich. / Zu wenig trinken ist Faulheit.
  5. Taulest loppt Dünnbeier. / Zuletzt läuft Dünnbier.
  6. Taun Tiedverdrief kannst du uk en Backstein dat Swimmen biebringen. / Als Zeitvertreib kannst du auch einem Mauerstein das Schwimmen lehren.
  7. Tauseggen is gut, maken is beter. / Zusagen ist gut, machen ist besser.
  8. Tied gewunnen is veel gewunnen. / Zeit gewonnen ist viel gewonnen.
  9. Tiedverdrief kannst du boben maken, up de Eere mosst du arbeien. / Zeitvertreib kannst du oben (= im Himmel) machen, auf der Erde musst du arbeiten.
  10. Twei könnt mehr wie Eine/r. / Zwei können mehr als Eine/r.
  11. Tweisilbige Mäkens-Namen up „a“ lat sik bestens raupen: Anna, Berta, Christa, Ella, Frieda, Gerda, Hanna, Martha, Thea – taun Biespeel. / Zweisilbige Mädchennamen auf „a“ lassen sich am besten rufen. (Einige Beispiele.)

U

  1. Uk dat dickerste Stücke Holt verbrennt tau ganz fiene Asche. / Auch das dickste Stück Holz verbrennt zu ganz feiner Asche.
  2. Uk dat Nahsmieten mit de Mütze helpet nich. / (Wenn etwas nicht gelungen ist:) Auch das Hinter-her-werfen der Mütze hilft nicht.
  3. „Uk de helpet“, see Jochen un got sik noch en Sluck in de Strote. / „Auch der hilft“, sagte Joachim und goss sich noch einen Schnaps in die Kehle.
  4. Uk de Speck stammt von en Swien. / Auch der Speck stammt von einem Schwein.
  5. Uk denne, wenn ik bie Düsternis nist seihen kann, sette ik erst mienen Brill up, wenn ik wat upschrieben well. De Brill is bien Schrieben nödig, damidde ik dat andern Dages uk lesen kann. / Auch dann, wenn ich bei Dunkelheit nichts sehen kann, setze ich meine Brille auf, bevor ich etwas aufschreibe. Die Brille ist während des Schreibens erforderlich, damit ich das am nächsten Tag auch lesen kann.
  6. Uk en Elefant versoch mal, dor en Slöttellock tau kreipen. / Auch ein Elefant versucht gelegentlich, durch ein Schlüsselloch zu kriechen.
  7. Uk en klauket Hauhn leggt mal mank de Netteln. / Auch ein klugen Huhn legt (ein Ei) mal zwischen die Brennnesseln.
  8. Uk en Osse schüert sik an ne Eike. / Auch ein Ochse scheuert sich an einer Eiche.
  9. Uk en poor warme Wöre könnt veel helpen. / Auch wenige warme Worte können viel helfen.
  10. Uk en Snüfup is mehr wie nist. / Auch eine Prise (= Kleinigkeit) ist mehr als nichts.
  11. Uk for Geld un gue Wöre is nich alles tau kriegen. / Auch für Geld und gute Worte ist nicht alles zu bekommen.
  12. Uk gue Gedanken/Ideen/Vorsläge weerd an de Siete eleggt oder glieks inekuhlt. / Auch gute Gedanken/Ideen/Vorschläge werden zur Seite gelegt oder sofort begraben.
  13. Uk half-doige Lüe sind noch lebennig. / Auch halb-tote Leute leben noch.
  14. Uk hinder den höggersten Kerktorn geiht de Sönne under. / Auch hinter dem höchsten Kirchturm geht die Sonne unter.
  15. Uk in dat Soltfatt mosst du erst wat rinschürren, ehe du wat rutlöppeln kannst. / Auch in das Salzfass musst du erst etwas hineinschütten, bevor du etwas herauslöffeln kannst.
  16. Uk in den Older kannst du bietau griepen. / Auch im Alter kannst du daneben greifen.
  17. Uk in Düstern kannst du wat finnen. / Auch um Dunkeln kannst du etwas finden.
  18. Uk in en grooten Korf/Napp kannst du wennig rindaun. / Auch in einen großen Korb/Napf kannst du wenig hineintun,
  19. Uk in en riepen Appel kann sik en Worm strakeln. / Auch in einem reifen Apfel kann sich ein Wurm wohlfühlen.
  20. Uk lut ekreiht is balle verweiht. / Auch laut gekräht (= die Stimme erhoben) ist bald verweht.
  21. Uk lüttje Leigen könnt groot verdreiten. / Auch kleine Lügen können sehr verdrießen.
  22. Uk mit Tradition kriegst du Starbiget nich weer lebennig. / Auch mit Tradition bekommst du Sterbendes nicht wieder lebendig (= neu belebt).
  23. Uk ne Kauh kann hinden nich kieken. / Auch eine Kuh kann hinten nicht sehen.
  24. Uk ne krumme Wost kummt mik grade recht. / Auch eine gebogene Wurst kommt mir gerade zur rechten Zeit.
  25. Uk ne Ule kummt mit Gehule. / Auch eine Eule kommt mit Geheule.
  26. Uk Unschullige krieget öhr Fett weg. / Auch Unschuldige bekommen Schimpfe.
  27. Uk ut mallige Kinner könnt düchtige Lüe weern. / Auch aus schwierigen Kindern können tüchtige Leute werden.
  28. Uk verkehrt is Unrecht. / Auch verkehrt ist Unrecht.
  29. Uk von de längeste Wost kannst du bluß sau lange wat afsnieen, wie noch wat da is. / Auch von der längsten Wurst kannst du lediglich so lange etwas abschneiden, wie noch etwas vorhanden ist.
  30. Uk wenn de Dot noch wiet weg is, kummt hei doch jeden Dag näger ran. / Auch, wenn der Tod noch weit entfernt ist, kommt er doch jeden Tag näher.
  31. Uk wenn de Sönne noch sau dulle schient, uk hüte Abend word et düster. / Auch wenn die Sonne noch so stark scheint, auch heute Abend wird es dunkel.
  32. Uk wenn du links denken deist, mosst du Recht daun. / Auch wenn du links denkst, musst du Recht handeln.
  33. Uk wenn jede/r glieke veel kriegt, sind nich alle taufreen. / Auch wenn alle gleich viel bekommen, sind nicht alle zufrieden.
  34. Uk, wenn wi alle Smacht häbbet, bruket wi noch lange nich ut einen Nappe tau löppeln. / Auch, wenn wir alle Hunger haben, müssen wir noch lange nicht dasselbe essen.
  35. „Uk wennig helpet“, see de Wulf, da frat hei en Regenworm. / „Auch wenig hilft“, sagte der Wolf, als er einen Regenwurm fraß.
  36. Uk, wenn et bluß drüppet, mit de Tied word dat Fatt leddig. / Auch dann, wenn es lediglich tropft, wird das Fass mit der Zeit leer.
  37. Ule Böme ummeplanten, gefallt jüm nich allemal. / Alte Bäume umpflanzen, gefällt ihnen nicht immer.
  38. „Ule Lüe freiset, häbbet die Lüe freuher eseggt“, höre ik Willem seggen und wieer: „Mit ober achtzig höre ik noch nicht datau, mik is allemal heit.“ / „Alte Leute frieren, war früher die allgemeine Meinung“, höre ich Wilhelm sagen und weiter: „Mit über 80 Jahren gehöre ich noch nicht dazu, mir ist immer heiß.“
  39. Ulet Brot mag hart wesen, aber ohne Brot geiht et aber oberhaupt nich. / Altes Brot mag hart sein, aber gar kein Brot ist härter.
  40. Ulet Desinfektions-Rezept: Buttewennig mit „Franz-Branntwein“, binnewennig mit „Klosterfrau-Melissengeist“. / Altes Desinfektions-Rezept: Außen mit „Franz-Branntwein“ (einreiben), innen mit „Klosterfrau-Melissengeist“ (als Getränk).
  41. Ult weern ja, ult wesen aber nich. / Alt werden gern, alt sein aber nicht.
  42. Un is de Muere noch sau scheif, de Farbe maket se leif. / Und ist die Wand noch so schief, mit Farbe erfreut sie uns.
  43. Un wenn al alle Messen esungen sind, dat Leben geiht wieer. / Und wenn bereits alle Messen gesungen sind, das Leben geht trotzdem weiter.
  44. Un wenn de ganze Snie verbrennt, de Asche blift üsch doch. / Und wen der ganze Schnee verbrennt, die Asche bleibt uns doch.
  45. Un wenn du noch sau krakehlst, frische Wost gifft et erst morgen. / Und wenn du noch so herumschreist, die frische Wurst wird erst morgen hergestellt.
  46. Un wenn et in „Handummedreihen“ tau maken is, brukest du ne Hand taun dreihen. / Und wenn es im „Handumdrehen“ gemacht werden kann, benötigst du eine Hand zum drehen.
  47. Un wenn sik de Wulf en Schapfell umbindt, en Schap word hei nich. / Und wenn sich der Wolf ein Schaffell umbindet, ein Schaf wird er nicht.
  48. Undank is de Welt öhr Lohn. / Undank ist der Welt Lohn.
  49. Under en Hucken Heu starft de Mus nich. / Unter einem Heuhaufen stirbt die Maus nicht.
  50. Under wecke Lüe mott Füer emaket weern, bet se upstahet. / Unter einigen Leuten muss erst Feuer gemacht werde, bevor die aufstehen.
  51. Underduken kann hei/öt al, swimmen noch nich. / Tauchen kann er/sie bereits, schwimmen noch nicht.
  52. Unkrut vergeiht nich. / Unkraut (= Wildkraut) vergeht nicht.
  53. Unnen in de Kiste/den Topp is noch wat anneret. / Unten in der Kiste/im Topf befindet sich noch etwas anderes.
  54. Unverschamt maket sik nich gut, futtert aber gut. / Unverschämt sein, ist nicht gut angesen, nährt jedoch gut.
  55. Up annere Lüe öhren Acker is gut eern. / Auf dem Acker anderer Leute lässt sich gut ernten.
  56. Up dat Beste mosst du luern, dat Slechte kummt von sülmst. / Auf das Beste musst du warten, das Schlechte kommt von selbst.
  57. Up en vullen Buk steiht en lustigen Kopp. / Auf einem vollen Bauch befindet sich ein lustiger Kopf. (Im Sinne von: Gut genährt macht lustig.)
  58. Up et Older word et beter, da weit ik, wat ik laten mott. / Im Alter wird es besser, dann weiß ich, was ich lassen muss.
  59. Up gue Wöre hen wat köpen, is düer. / Auf eine Empfehlung hin etwas kaufen, ist teuer.
  60. „Upa, Mudder hat eseggt, wenn du int Gras bieten deist, geiht et üsch beter“, see dat lüttje Kind, mit en Tost Gras in de Hänne. / „Opa, Mutter hat gesagt, wenn du ins Gras beißt, geht es uns besser“, sagte das kleine Kind, mit einem Büschel Gras in den Händen.
  61. Ut annere Lüe öhren Geldbüdel lebe ik an leiwersten. / Aus dem Geldbeutel anderer Leute lebe ich am liebsten.
  62. Ut ne leddige Büsse kannst du nist rut halen. / Aus einer leeren Büchse kannst du nichts herausnehmen.
  63. Ut sienen Tut-Rohr kummt en düchtigen Dunner. / Aus seinem Hintern kommt ein gewaltiges Geräusch.
  64. Ut Uleneier kumet keine Duven. / Aus Eulen-Eiern kommen keine Tauben.
  65. Utkleen helpet nich, wenn de Seele nich dabie is. / Verkleiden hilft nicht, wenn die Gedanken nicht dabei sind.

V

  1. Vader, schuf du man de Kare, du bist al krumm un de Öllste. / Vater, schiebe du die Karre, du bist bereits krumm und der Älteste.
  2. Veel kann veel helpen, et kann aber uk Obermat weern. / Viel kann viel helfen, et kann aber auch zu viel werden.
  3. Veel pusten kann hei/öt al, aber en düchtigen Wind word dat nich. / Viel blasen kann er/sie bereits, aber ein starker Wind wird das nicht.
  4. Veel verspreken, aber wennig hulen. / Viel versprechen, aber wenig halten.
  5. Veel Wind gifft veel niee Luft. / Viel Wind ergibt viel frische Luft.
  6. Veele ehrenamtliche sind an maken un daun, wat se man könnt, mit Dank dafor möt se nich reken. / Viele ehrenamtlich tätige machen und tun. Was sie auch schaffen und leisten, mit Dank dafür müssen sie nicht rechnen.
  7. Veele Hänne maket hille en Enne. / Viel Hände machen schnell ein Ende (= erledigen die Arbeit).
  8. Veele Köppe un noch mehr Sinne! Wat schall da wol von weern? / Viele Köpfe und noch mehr Sinne! Was soll daraus werden?
  9. Veele leiwe Schape passet in einen Stall, wilde noch mehr. / Viele liebe Schafe passen in einen Stall, wilde noch mehr.
  10. Veele Lüe sind nah Westen etrecket; nu stahet se vor den Ozean un wett nich, wie se rober kumet. / Viele Leute sind nach Westen gewandert, jetzt befinden sie sich vor einem Ozean und wissen nicht, wie sie darüber kommen.
  11. Veele Lüe, de gut bie Gelle sind, gebet nich geern, se wüllt noch rieker weern. / Viele reiche Leute geben nicht gern, sie wollen noch reicher werden.
  12. Verdrögte Planten verfreiset nich. / Vertrocknete Pflanzen erfrieren nicht.
  13. Verpachten kannst du ofte, verköpen bluß ein Mal. / Verpachten kannst du oft, verkaufen lediglich ein Mal.
  14. Versopen word allemal, mehr in den Kraug, wie in den Water. / Versoffen wird immer, mehr in der Gastwirtschaft, als im Wasser.
  15. Verspreken kann tauseggen oder verhaspeln wesen. / Versprechen kann eine Zusagen oder Verwirrung beim Sprechen sein.
  16. Verspreken un hulen, geiht bie Jungen un Ulen. / Versprechen und halten können die Jungen und Alten.
  17. Versteken geiht hille, Weerfinnen duert. / Verstecken geht schnell, Wiederfinden dauert länger.
  18. Verstick dik, damidde de Lüe dik nich wohrnehmen könnt. / Verstecke dich, damit die Leute dich nicht sehen.
  19. Versupen is slimmer wie dot gahen. / Ertrinken ist schlimmer als sterben.
  20. Vertelltet vergeiht, Eschrebenet besteiht. / Erzähltes vergeht, Geschriebenes besteht.
  21. Voggels kannst du an den Gejiepe un an de Feern kennen. / Vögel kannst du am Gesang und an den Federn erkennen.
  22. Voggels, de al morgens fleutschet, de halt abends de Katte. / Vögel, die morgens singen, holt abends die Katze.
  23. Von alleene geiht et bluß den Barg dal. / Von allein geht es lediglich bergab.
  24. Von ankieken kannst du nich satt weern. / Durch anblicken kannst du nicht satt werden.
  25. Von den niepe Kieken kriegt hei/öt balle Löcker in de Oogen. / Vom übergenauen Hinsehen bekommt er/sie bald Löcher in die Augen.
  26. Von düssen Minschen geiht sau veel Hitte ut, wie von en Iesplocken. / Dieser Menschen gibt soviel Hitze ab, wie von einem Eisbrocken.
  27. Von en huhen Barge kannst du wiet kieken, wenn et nich nebbelig oder düster is. / Von einem hohen Berg kannst du weit sehen, wenn es nicht nebelig oder dunkel ist.
  28. Von nist kummt nist un bie wat is allemal noch wat. / Von nichts kommt nichts und bei was ist immer noch was.
  29. Von Schapbottere eten, worst du uk nich kläuker. / Vom Schafbutter essen, wirst du nicht klüger. (Bezogen auf die Redewendung: Du bist und bleibst ein dummes Schaf.)
  30. „Von Tied tau Tied“, see de Deif, „was ik en ehrlichen Minschen.“ / „Mitunter“, sagte der Dieb, „war ich ein ehrlicher Mensch.“
  31. Von Tuten un Blasen nist wetten wollen, aber fleutschen. / Von Tuten und Blasen nicht wissen wollen, aber pfeifen.
  32. Von unnen bekeeken sühst dat anners ut, wie von butten. / In innen angesehen, sieht es anders aus, als von draußen.
  33. Von verschenken kannst du nich riek weern. / Vom Verschenken kannst du nicht reich werden.
  34. Vor Grimm härre hei/öt wol an leiwersten in den Disch ebetten. / Vor Ärger hätte er/sie wohl am liebsten in den Tisch gebissen.
  35. Vor lange Tied was de Düwel noch en Junge, intwischen is hei ran ewussen. / Vor langer Zeit war der Teufel noch ein Junge, jetzt ist er herangewachsen.
  36. Vor ule Lüe kannst du weg lopen, öhre Ratsläge lopet dik nah. / Vor alten Leuten kannst du weglaufen, ihre Ratschläge laufen dir nach.
  37. Vorne fix, hinden nix. / Vorn fertig, hinten fehlt es.
  38. Vorsichtige Lüe gahet vor den Regen int Hus un weerd doch natt. / Vorsichtige Leute gehen nach Haus, bevor es regnet, trotzdem werden sie nass.

W

  1. Wärst du freuher ekumen, härrst du wat midde eten können. / Wenn du früher gekommen wärst, hättest du mit uns essen können.
  2. Wat alle is, kann nich mehr slecht weern. / Was aufgebraucht/verzehrt ist, kann nicht mehr schlecht werden.
  3. Wat betahlt is, schert nich mehr. / Was bezahlt ist, bekümmert mich nicht mehr (= ist erledigt9.
  4. Wat beter is wie ne Lus, dat nehme ik midde nah Hus. / Was besser ist als eine Laus, nehme ich mit nach Haus.
  5. Wat da ut eworden is, hat hei/öt in de Wege noch nich ewusst. / Was aus ihm/ihr geworden ist, hat er/sie in der Wiege noch nicht gewusst.
  6. Wat dat Muul versust, mott de ganze Minsche uthulen. / Was das Mund (durch Reden) verdirbt, muss der ganze Mensch ertragen.
  7. Wat de eine häbben well, dat mott de annere laten. / Was der eine haben will, muss der andere ihm überlassen.
  8. Wat de/dat vorne upstellt, dat stort hei/öt hinden weer umme. / Was der/die mit den Händen aufrichtet, stößt er/sie mit dem Hintern wieder um.
  9. Wat du bie Düsternis nich findts, mosst du bie Dageslicht seuken. / Was du während der Dunkelheit nicht findest, musst du bei Tageslicht suchen.
  10. Wat du dik anebammelt hast, dat hängt dik an. / Was du dir angenommen hast, hängt an dir.
  11. Wat du dik nu in inplockest, mosst du näuher utlöppeln. / Was du dir jetzt einbrockst, musst du später auslöffeln.
  12. Wat du dik up den Telder deist, mosst du uk up eten. / Was du dir auf den Teller tust, musst du auch aufessen.
  13. Wat du gut findts, mosst du nehmen. / Was du gut findest, musst du nehmen.
  14. Wat du nich böern kannst, dat mosst du liggen laten. / Was du nicht heben kannst, musst du liegen lassen.
  15. Wat du nich in den Koppe hast, mosst du in de Fäute häbben. / Was du nicht im Kopf hast, musst du in den Füßen haben. (Im Sinne von: Vergessenes must du noch holen.)
  16. Wat du nich kannst, mosst du laten. / Was du nicht kannst, musst du lassen.
  17. Wat du slecht findts, mosst du liggen laten. / Was du als schlecht beurteilst, musst du liegen lassen.
  18. Wat du sülmst makest, könnt annere nich verkehrt maken. / Was du selber machst/erledigst, können andere nicht verkehrt machen.
  19. Wat du vorne versust hast, halt dik hinden weer in. / Was du jetzt versaubeutelt hast, kommt später wieder auf dich zu (= holt dich ein).
  20. Wat düer is, mott lange hulen. Wenn et wenniger ekost hat, mott et nich sau lange hulen un du kannst öfters mal wat Nieet vorwiesen. / Was teuer ist, muss lange halten (= gebrauchsfähig sein). Wenn es billiger war, muss es nicht so lange halten und du kannst öfter mal etwas Neues vorzeigen.
  21. Wat emaket is, mott betahlt weern. / Was erledigt ist, muss bezahlt werden.
  22. Wat en guen Essel is, de word bie Tieden gries. / Ein guter Esel wird frühzeitig grau.
  23. Wat en Hund nich upfritt, dat nimmt hei midde. / Was ein Hund nicht auffrisst, das nimmt er mit.
  24. Wat for mik Recht is, kann for annere nich Unrecht wesen. / Was für mich Recht ist, kann für andere nicht Unrecht sein. (Im Sinne von: Gleiches Recht für alle.)
  25. Wat gut geiht, dat maket de Mester sülmst. / Was gut zu erledigen ist, macht der Meister selbst.
  26. Wat gut is vor de Külle, is uk gut vor de Hitte. / Was vor Kälte schützt, schützt auch vor Hitze. (Isolierung)
  27. Wat gut is, mosst du uk gut wesen laten. / Was gut ist, musst du auch gut sein lassen (= akzeptieren).
  28. Wat häbbet de Lüe freuher emaket, wenn et eregent/esnieet hat? Se häbbet et regen/snieen laten. / Was haben die Leute früher gemacht, wenn es geregnet/geschneit hat? Sie haben es regnen/schneien lassen.
  29. Wat hei/öt meint un seggt, is wie dat Hakenslagen von en Hasen. / Was er/sie meint und sagt, ist wie das Hakenschlagen eines Hasen.
  30. Wat helpet dik Geld, wenn du nist tau eten un tau drinken hast. / Was hilft dir Geld, wenn du kein Essen und Trinken hast.
  31. Wat helpet et, wenn hei/öt well un kann, aber nich dört. / Was hilft es, wenn er/sie will und kann, aber nicht darf?
  32. Wat ik emaket häbbe, drücket mik nich mehr. / Was ich erledigt habe, bedrückt mich nicht mehr.
  33. Wat ik nich häbbe, kann ik nich verleisen. / Was ich nicht habe, kann ich nicht verlieren.
  34. Wat ik nich weit, maket mik nich heit. / Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
  35. Wat in den Klingelbüdel un wat for de/n Küster/sche. / Was in den Klingelbeutel (= Kollekte) und was für den Küster/die Küsterin.
  36. „Wat is de Welt groot“, see dat Kind, wie et dat erste Mal ut den Dorpe keim. / „Was ist die Welt groß“, sagte das Kind, als es das erste Mal aus dem Dorf heraus kam.
  37. Wat mag dat wesen? Et is nich Fisch un nich Fleisch un smecken deit et uk nich. / Was mag das sein? Es ist kein Fisch und kein Fleisch und schmecken tut es auch nicht.
  38. „Wat maket jie?“ fräggt de Mester twei Arbeitslüe. De eine antwort: „Ik täube up Iesen.“ De annere antwort: „Ik helpe dabie.“ / „Was tut ihr“, fragt der Meister zwei Arbeiter. Einer antwortet. „Ich warte auf Eisen.“ Der andere antwortet: „Ich helfe dabei.“
  39. Wat miene Oogen nich tau seihen krieget, kieke ik mik nich an. / Was meine Augen nicht zu sehen bekommen, schaue ich mir nicht an.
  40. Wat mott, dat mott. / Was muss, das muss.
  41. Wat nich brennt, brukest du nich tau löschen. / Was nicht brennt, brauchst du nicht zu löschen.
  42. Wat nist dogt, most du nich anfaten, lat et leiwer liggen. / Was nichts taugt (= sich nicht eignet), musst du nicht anfassen, lasse es liegen.
  43. Wat nist kost, is nist wert. / Kostenloses ist wertlos.
  44. Wat schert mik dat Water in den Kelder? Ik wuhne boben. / Was betrifft mich das Wasser im Keller? Ich wohne oben.
  45. Wat schert mik miene Körerie von gistern, hüte weit ik et beter. / Was kümmert mich meine Aussage von gestern, heute weiß ich es besser.
  46. Wat segget de Lüe? – Mal dit, mal dat! / Was sagen die Leute? – Mal dieses, mal jenes!
  47. Wat tau groot taun middenehmen is, mosst du da laten. / Was zu groß zum mitnehmen ist, musst du dort lassen.
  48. Wat tau veel is, is tau veel. / Was zu viel ist, ist zu viel.
  49. Wat unnen en wissen Faut nich hat, dat is boben uk nich wisse. / Was unten keinen Halt hat, ist oben auch nicht sicher.
  50. Wat veel kost, is nich allemal veel wert. / Was teuer ist, ist nicht immer viel wert.
  51. Wat verlustig is, mott en nich beduern, hinderdor jammern, lohnt nich: Weg is weg. / Verlorenes muss man nicht bedauern, hinterher jammern, ist es nicht wert. Verloren ist verloren.
  52. Wat weg is, fallt dik nich mehr up de Fäute. / Was weg (= erledigt) ist, (be)drängt dich nicht mehr.
  53. Wat wi nich bruket, verköpet oder verschenket wi. Wenn dat uk nich geiht, is wegsmieten aneseggt. / Was wir nicht benötigen, verkaufen oder verschenken wir. Wenn das nicht gelingt/geschieht, ist wegwerfen (= entsorgen) erforderlich.
  54. Wat word mit den Older? Jedet Johr word de Tahl grötter. / Was wird mit dem Alter? Jedes Jahr wird die Zahl größer.
  55. Water is Water, Wien bringt Gesnater. / Wasser ist Wasser, Wein verführt zu Gesprächen.
  56. Wecke Lüe drinket Tee nah öhre Denken: geel, greun, rut, swart oder witt. / Manche Leute trinken Tee, entsprechend ihrer Gesinnung: gelb, grün, rot, schwarz oder weiß (= keine).
  57. Wecke Lüe finnet wat, wat se nich esocht häbbet. / Mache Leute finden etwas, was sie nicht gesucht haben.
  58. Wecke Lüe häbbet Füer in de Näse. Wat se wol damidde anbeuten wüllt? / Manche Leute haben Feuer in der Nase. Was sie damit wohl anzünden wollen?
  59. Wecke Lüe häbbet saugor bien geradeut kieken en verdreihten Kopp. / Manche Leute haben sogar beim Gerade-aus-sehen einen verdrehten Kopf.
  60. Wecke Lüe häbbet wat in de Hand, wecke wat in den Büdel un wecke wat in den Koppe. / Manche Leute haben etwas in der Hand (= handwerklichen Können), manche etwas im (Geld-)Beutel und manche das Wissen.
  61. Wecke Lüe höret bluß dat, wat se hören wüllt. / Manche Leute hören lediglich das, was sie hören wollen.
  62. Wecke Lüe kannst du up de Fäute trampen un se merket et nich. / Manchen Leuten kannst du auf die Füße treten und sie merken es nicht. (Im Sinne von: Auf etwas aufmerksam machen.)
  63. Wecke Lüe könnt en Gewese maken, saugor ne Mus taun Elefanten. / Manche Leute können (mit einer Kleinigkeit) ein Aufsehen erregen, sogar eine Maus zum Elefanten.
  64. Wecke Lüe könnt hiller feuhlen, wie denken. / Mache Leute können schneller fühlen als denken.
  65. Wecke Lüe könnt mehr, wie Water drinken un Brot eten. / Manche Leute können mehr, als lediglich Wasser trinken und Brot essen.
  66. Wecke Lüe könnt veel vertellen un dabie nist seggen. / Manche Leute können viel erzählen, aber dabei nichts zur Sache aussagen.
  67. Wecke Lüe könnt von Arftenzuppe vertellen, wie wenn et Slagsahne wärre. / Manche Leute können so von Erbsensuppe schwärmen, als wenn es Schlagsahne wäre.
  68. Wecke Lüe köret nich von swart un witt, se brummelt allemal gries vor sik hen. / Manche Leute sprechen nicht von schwarz und weiß (= ja oder nein), sie murmeln lediglich grau vor sich hin.
  69. Wecke Lüe köret von en Schrupper un meinet ne Tähnebost. / Welche Leute reden von einem Schrubber, meinen allerdings ledig eine Zahnbürste. (Im Sinne von: Es muss Großes geschehen, wir beginnen mit einer Kleinigkeit.)
  70. Wecke Lüe krieget et hen: Bie de Arbeit freisen un bien Eten sweeten. / Manche Leute sind erfolgreich: Während der Arbeit frieren und beim Essen schwitzen.
  71. Wecke Lüe kumet al freuh in dat starbefähige Older. / Manche Leute kommen bereits jung in das sterbefähige Alter.
  72. Wecke Lüe mott man sik warm hulen. / Manche Leute muss man sich warm (= zugeneigt) erhalten.
  73. Wecke Lüe ruket sau, wie wenn se alle ut den sülbigen Stalle kumet. / Manche Leute haben einen Geruch, als wenn sie alle aus dem selben Stall kommen.
  74. Wecke Lüe sind allemal von den Slage „nimm“, andere gebet uk mal wat. / Manche Leute nehmen nimmer, andere geben manchmal.
  75. Wecke Lüe sind noch bie den Grütte eten, wecke häbbet se al in den Koppe. / Manche Leute essen noch die Grütze, mache haben sie bereits im Kopf. (Hinweis: Grütze im Kopf = Verstand, Wissen.)
  76. Wecke Lüe sind sau schier wie elicket. / Manche Leute sind so glatt/gut aussehend, wie geleckt.
  77. Wecke Lüe sind vorne smeerig un hinden glipperig. / Manche Leute sind vorn schmierig und hinten glitschig.
  78. Wecke Lüe trecket öhre Kinner groot, use wasset von alleene. / Manche Leute ziehen ihre Kinder groß, unsere wachsen von allein.
  79. Wecke Lüe weerd up den Bodden wies, wat in den Kelder etustert word. / Manche Leute werden auf dem Boden gewahr, was im Keller geflüstert wird.
  80. Wecke Lüe wett nich von twölf bet Middag. / Manche Leute wissen nicht von zwölf Uhr bis Mittag (= wissen nicht Bescheid, haben sich nicht informiert).
  81. Wecke Lüe wüllt de Welt regieren un nehmet datau en Knüppel in beide Hänne. / Manche Leute wollen die Welt regieren und verwenden dazu einen Prügel (≈ Schlagstock).
  82. Wecke Minschen weerd erst klauke, wenn öhr Leben balle vorbie is. / Manche Menschen werden erst klug, wenn ihr Leben bald beendet ist.
  83. Wecken Lüen en Fründ is wecken Lüen en Grüel. / Manchen Menschen ein Freund ist manchen Leuten ein Gräuel.
  84. Wees nahsichtig, Herr Düwel, ik bin uk en Gespenst. / Sei nachsichtig, Herr Teufel, ich bin auch ein Gespenst.
  85. Weg, bluß weg, un wenn et mit Schimpe, Schaen un Schanne is. / Weg, bluß weg, un wenn es mit Schimpfe, Schaden und Schande ist.
  86. Weme de Joppen/Schauh passet, trecket ne sik an. / Wem die Jacke/der Schuh gehört, zieht sie/ihn an. (Im Sinne von: Wer zuständig ist, ist verantwortlich/hat zu handeln.)
  87. Weme de Kauh hört, fat se an den Swanz. / Der Eigentümer der Kuh fasse sie an den Schwanz.
  88. Wenn alle Verse esungen sind, is dat Singen vorbie. / Wenn alle Verse gesungen sind, ist das Singen beendet.
  89. Wenn da keine Porte is, denne mosst du ober den Tun klimpern. / Wo sich keine Pforte befindet, musst du über den Zaun klettern.
  90. Wenn dat Glücke dik in de Näse/den Hindersten kreipen well, helpet dat Taukniepen nich. / Wenn das Glück zu dir kommen will, hilft das Abwehren nicht.
  91. Wenn dat glücket, denne kalbet de Osse. / Wenn das glückt, dann kalbt der Ochse.
  92. Wenn dat gut geiht, geiht alles gut. / Wenn das gut geht, geht alles gut.
  93. „Wenn dat Rentamt mik von nu an wenniger gifft, kann ik for miene ulen Dage nist mehr taurügge leggen“, see de 90-Jährige. / „Wenn mir die Rentenanstalt von jetzt an weniger gibt, kann ich für später nichts mehr zurücklegen (= aufsparen)“, sagte die 90-Jährige.
  94. Wenn dat Wort ut den Munne rut efleutschet is, is et in de Welt. / Wenn du etwas gesagt hast, ist es öffentlich bekannt.
  95. Wenn de Böme utslaget, denne mosst du dik wohren. / Wenn die Bäume ausschlagen, must du aufpassen (= dich in acht nehmen).
  96. Wenn de Boom is groot, is de Planter dot. / Ist der Baum groß, ist der Pflanzer tot.
  97. Wenn de Bus dik vor de Näse wegfäuhert, helpet et nist, wenn du diene Mütze hinderdor smieten deist. / Wenn dir der Bus „vor der Nase“ wegfährt, hilft es nicht, wenn du deine Mütze hinterher wirfst.
  98. Wenn de Düwel nich sülmst kummt, schicket hei en gräsigen Minschen. / Wenn der Teufel nicht selbst kommt, schickt er einen grauenhaften (= unangenehmen) Menschen.
  99. Wenn de Düwel nich wieer weit, fräggt hei ule Lüe. / Wenn der Teufel nicht weiter weiß, fragt er alte Leute.
  100. Wenn de Hasen doch endlich mal begriepen wollen, dat de Fösse nich von Greuntüg leben wüllt. / Wenn die Hasen doch endlich verstehen wollten, das die Füchse nicht von Grünzeug (= Gras usw.) leben wollen.
  101. Wenn de Hinderdöre open is, kannst du allemal utkniepen. / Wenn die hintere Tür offen ist, kannst du immer entwischen.
  102. Wenn de Hund weg is, gahet de Schape, da hen, wo se wüllt. / Wenn der Hund nicht da ist, gehen die Schafe, wohin sie wollen. (Im Sinne von: Ist der Chef nicht anwesend, machen die Angestellen was sie wollen.)
  103. Wenn de Katte muset, denne mauet se nich. / Wenn die Katze eine Maus gefangen hat, miaut sie nicht.
  104. Wenn de Kopp nich dabie is, helpet de Hänne nich. / Wenn der Verstand nicht mitwirkt, ist eine Hilfe nicht möglich.
  105. Wenn de Kuckuck eraupen hat, denne kannst du den Schinken ansnien. / Wenn der Kuckuck gerufen hat, kannst du den Schinken anschneiden.
  106. Wenn de Luft et ielig hat, gifft et Storm. / Wenn die Luft es eilig hat, gibt es Sturm.
  107. Wenn de lüttjen/grooten Kartuffeln alle sind, möt wi groote/lüttje eten. / Wenn es keine kleinen/großen Kartoffeln mehr gibt, müssen wir große/kleine essen.
  108. Wenn de Müse satt sind, smeckt dat Mehl bitter. / Wenn die Mäuse satt sind, schmeckt das Mehl bitter.
  109. Wenn de Not erst da is, helpet uk vorsorgen nich mehr. / Wenn erst Not herrscht, hilft auch zuvorkommen nicht mehr.
  110. Wenn de Pulle leddig is, is de Minsche vull. / Wenn die Flasche (Schnaps) leer ist, ist der Mensch voll (= betrunken).
  111. Wenn de Schüne/de Emmer/dat Fatt/de Pulle/ leddig is, denne is da nist mehr inne. / Wenn die Scheune/der Eimer, das Fass/die Flasche leer ist, dann ist darin (außer Luft) nichts mehr enthalten.
  112. Wenn „de Tied“ rut is, aber dat Kind noch nich vor Dageslicht kumen well: Et putzet sik noch, et word en Mäken. Oder: Et wasset da noch wat ran, et word en Junge. / Wenn es „an sich“ soweit ist, aber das Kind noch nicht das Licht der Welt erblicken will: Es putzt sich noch, es wird ein Mädchen. Oder: Es wächst da noch was ran, es wird ein Junge.
  113. Wenn de twei Lüe nich tauhope kumen wüllt, helpet uk de beste Kliester nich. / Wenn die beiden Leute nicht zusammenkommen wollen, hilft auch der beste Kleister nicht.
  114. Wenn de ulen Lüe nich wüssten, wo et lang geiht, denne mössten de jungen Lüe den Weg alleene finnen. / Wenn sie Alten nicht wüssten, wo es entlang geht, müssten die Jungen den Weg allein finden.
  115. Wenn de Verstand wasset, verswindt de Hoore. / Wenn der Verstand wächst, verschwinden die Haare.
  116. Wenn de Wien alle is, gifft et Water. / Wenn der Wein aufgebraucht ist, gibt es Wasser.
  117. Wenn de Wienpulle oder Sluckpulle leddig is, kannst du noch an den Proppen ruken. / Wenn die Flasche (Wein oder Schnaps) leer ist, kannst du nocham Pfropfen riechen.
  118. Wenn de Wind von vorne kummt, mosst du gegen. / Kommt der Wind von vorn, musst du dagegen an.
  119. Wenn dik de Herre den Weg wiest, brukest du den nich tau seuken. / Wenn dir Gott den Weg zeigt, musst du ihn nicht suchen.
  120. Wenn du „tau gut“ bist, mosst du nich up Loff täuben, et kummt nich. / Wenn du „zu gut“ bist, musst du kein Lob erwarten, es kommt nicht.
  121. Wenn du balle nah den Middag-Eten kummst, denne bist du tau de rechten Tied taun Kaffee-Drinken weer tau Hus. / Wenn du bald nach dem Mittagessen kommst, dann bist du rechtzeitig zum Kaffeetrinken wieder zu Haus. (Kommentar: Gastfreundlich ist das nicht.)
  122. Wenn du bet dritteihne tällst, bist du an den Dutzend vorbie. / Wenn du bis 13 zählst, bist du an 12 vorbei.
  123. Wenn du dat ne Kauh vertellst, fangt se et lachen an. / Wenn du das einer Kuh erzählst, wird sie lachen.
  124. Wenn du dien Muul ober Water hulst, denne versupst du nich. / Solange du mit dem Mund über Wasser bleibst, ertrinkst du nicht.
  125. Wenn du dik hensetten deist, steihst du mik nich mehr vor de Fäute. / Wenn du dich hinsetzt, steht du mir nicht mehr vor den Füßen (= behinderst mich nicht mehr).
  126. Wenn du dik in ne Kuhle leggst, seihet dik de Lüe nich. / Wenn du dich in einer Grube verbirgst, sehen dich die Leute nicht mehr.
  127. Wenn du dik Meuhe giffst, kannst du ut en Stuben-Tiger en Tiger maken. / Wenn du dir Mühe gibst, kannst du aus einem Kater einen Tiger machen (= übertreiben).
  128. Wenn du dik nich vorsühst, mosst du nahseihen. / Wenn du dich nicht vorsiehst, hast du das Nachsehen.
  129. Wenn du dik tau dumm anstellst, maket de Mester dat sülmst. / Wenn du dich zu dumm betätigst, macht es der Meister selber.
  130. Wenn du en öldern Minschen bist un dik morgens bien Wach-weern nist weih deit, denne kannst du liggen blieben, denne leefst du nich mehr. / Wenn du ein älterer Mensch bist und du morgens beim Aufwachen keine Schmerzen hast, dann kannst du liegen bleiben, dann lebst du nicht mehr.
  131. Wenn du hille von dienen Gelle kumen wutt: Köp Gläser un lat se fallen. / Wie du schnell dein Geld verbrauchen kannst: Kaufe Gläser und lasse sie fallen.
  132. Wenn du lange dabie wesen wutt, mosst du freuh wat anfangen. / Wenn du lange dabei sein willst, musst du früh etwas beginnen. (Ein Beispiel: Vereinsmitgliedschaft.)
  133. Wenn du mal orig taufaten deest, denne könnest du dat uk wuppen. / Wenn du kräftig zupacken würdest, könntest du das schaffen.
  134. Wenn du Mess anrögst, denne fangt et an tau stinken. / Wenn du Mist bewegst, fängt er an zu stinken. (Im Sinne von: Lasse Unangenehmes unberührt.)
  135. Wenn du noch wieer sau köerst, fangt de Düwel noch dat Eierleggen an. / Wenn du so weiterredest, beginnt der Teufel noch das Eierlegen.
  136. Wenn du ut en Kahn fallst, mosst du uppassen, dat du dat Water dripst. / (Zu einem unbeholfenen Menschen:) Wenn du aus einem Kahn fällst, musst du aufpassen, dass du das Wasser triffst.
  137. Wenn du von boben dalkieken wutt, mosst du erst mal rupklimpern. / Wenn du von oben hinunterschauen willst, musst du zuvor hinauf klettern. (Beispiele: Pferd, Baum Berg, Karriereleiter.)
  138. Wenn du von de Welt wat seihen wutt, mosst du hengahen. / Wenn du etwas von der Welt sehen willst, musst du hingehen.
  139. Wenn du von den Amte wat wutt, is täuben aneseggt. / Wenn du von einer Behörde etwas willst, geduldige dich.
  140. Wenn du von weme wat wutt, mosst du mal in Puschen un mal in Stebbeln hengahen. / Wenn du von jemand etwas willst, must du mal in Hausschuhen und mal in Stiefeln hingehen. (Im Sinne von: Du musst mal sanft und mal grob mit ihm umgehen.)
  141. Wenn du wat fangen wutt, mosst du erst en Lock maken/ne Falle upstellen. / Wenn du etwas fangen willst, musst du zuvor ein Loch machen/eine Falle aufstellen.
  142. Wenn du wat gewinnen wutt, mosst du vorher wat insetten. / Wer gewinnen will, muss einen Einsatz tätigen.
  143. Wenn du wat nich häbben wutt, mosst du bie Tieden en Reggel vorschuben. / Wenn du etwas verhindern willst, musst du das rechtzeitig tun. (Ein Beispiel: Riegel vorschieben.)
  144. Wenn du wat stibitzest, hast du wat, aber lat jeden Minschen sien Deil. / Wenn du etwas stiehlst, hast du was, aber überlasse jedem Menschen seinen Teil.
  145. Wenn du wat taueseggt hast, mosst du dik sülmst andrieben. / Wenn du etwas zugesagt hast, musst du dich selbst antreiben.
  146. Wenn du wat wutt, mosst du nah den Drepen hengahen, dat Lüe täubet nich up dik. / Wenn du etwas erreichen willst, musst du anwesend sein, die Leute warten nicht auf dich.
  147. Wenn du wetten deist, wo du hen wutt, kannst du suttsche gahen oder hille lopen. / Wenn du dein Ziel „vor Augen“ hast, kannst du langsam gehen oder schnell laufen.
  148. Wenn du wisse in de Stebbel steihst, kannst du nich ut de Latschen kippen. / Wenn du fest in den Stiefeln stehst, kannst du nicht aus den Pantoffeln fallen.
  149. Wenn en Hauhn krakehlt, hat et en Ei eleggt. / Wenn ein Huhn gackert, hat es ein Ei gelegt.
  150. Wenn en von den Düwel vertellst, is hei dichte bie. / Wenn jemand vom Teufel erzählt, dann ist der in der Nähe.
  151. Wenn et alle is, is nist nah ebleeben. / Wenn alles verbraucht/verzehrt ist, gibt es keinen Rest.
  152. Wenn et en Essel tau gut geiht, fangt hei et Danzen an. / Wenn es einem Esel zu gut geht, tanzt er.
  153. Wenn es drüppet: Dat mehrste fallt bie mik bietau. / Wenn es tropft (= regnet): Das meiste fällt bei mir daneben.
  154. Wenn et erst früst in snieet, is de Winter nich mehr wiet. / Wenn es bereits früh (= eher, als jahreszeitlich erwartet) friert und schneit, wird es bald Winter sein.
  155. Wenn et Fleisch alle is, strieet se sik umme de Knoken. / Wenn das Fleisch verzehrt ist, streiten sie sich um die Knochen.
  156. Wenn et kummt, denne kummt alles up en mal. / Wenn es kommt, kommt alles auf einmal (= trifft alles zusammen).
  157. Wenn et loppt, lat et lopen. / Wenn es läuft, lasse es laufen.
  158. Wenn et nich schadt, is et egal, op et helpet oder nich dogt. / Wenn es nicht schädigt, ist es gleich, ob es hilft oder untauglich ist.
  159. Wenn hei nich oberall siene Näse rinestoken härre, denne wüsste hei uk nich, wo wat tau halen is. / Wenn er nicht überall gesucht hätte, wüsste er nich, wo etwas zu holen ist.
  160. Wenn ik hüte nich kume, kume ik annerndages – viellichte. / Wenn ich heute nicht komme, komme ich morgen – vielleicht.
  161. Wenn ik mit mienen Brill slape, kann ik beter seihen, wat ik drömme. / Wenn ich mit meiner Brille schlafe, kann ich besser sehen, was ich träume.
  162. Wenn ik nich mott, fate ik nich tau. / Wenn ich nicht muss, greife ich nicht zu.
  163. Wenn ik nich weit, dat mik wat fehlt, fehlt mik nist. / Wenn mir nicht bekannt ist, dass mir etwas fehlt, fehlt mir nichts.
  164. Wenn ik segge, wat ik denke, kann ik hören, wat ik weit. / Wenn ich sage, was ich denke, kann ich hören, was ich weiß.
  165. Wenn in en Dieke bluß Ütschen sind, denne bliebet de Angler weg. / Wenn sich in einem Teich lediglich Frösche befinden, bleiben die Angler weg.
  166. Wenn Kinner fraget, möt se ne Antwort kriegen. / Wenn Kinder fragen, müssen sie eine Antwort bekommen.
  167. Wenn de Kinner maken dört, wat se wüllt, denne häbbet de Öldern de Makerie davon. / Wenn die Kinder das tun dürfen, was sie wollen (= ihrem freien Willen nachgehen können), haben die Eltern die Folgen zu tragen.
  168. Wenn Kinner nah den Markte kumet, freuet sik de Kooplüe. / Wenn Kinder zum Markt kommen, freuen sich die Kaufleute.
  169. Wenn „leiwer“ kummt, mott „leider“ gahen. / Wenn „lieber“ kommt, muss „leider“ gehen.
  170. Wenn man düssen Minschen hört, dabie nich süht, könne man meinen, dat dat en bannig grooten Minschen wärre. / Wenn man diesen Menschen hört, dabei nicht sieht, könnte man meinen, dass es ein sehr großer Mensch sei.
  171. Wenn mien Vader Wost itt, kriege ik de Pelle. / Wenn mein Vater Wurst isst, bekomme ich die Haut.
  172. Wenn noch Glaut da is, is dat Füer nich wiet. / Wenn noch Glut vorhanden ist, kann schnell Feuer entstehen.
  173. Wenn veel aneboen word, kannst du veel köpen. / Ist das Angebot reichhaltig, kannst du viel kaufen.
  174. Wenn veel esproken word, is veel tau hören. / Wen viel gesprochen wird, ist viel zu hören.
  175. Wenn wi alles upeet, blift for den Düwel nist ober. / Wenn wir alles aufessen, bekommt der Teufel nichts.
  176. Wennig Geld is beter wie gor nist. / Wenig Geld ist besser, als kein Geld.
  177. Wer A seggt, mott uk B seggen. / Wer A sagt, muss auch B sagen.
  178. Wer alles häbben well, kriegt gar nix. / Wer alles haben will, geht leer aus.
  179. Wer alles weit, word riek. / Wer alles weiß, wird reich.
  180. Wer allewoans siene Näse rinstickt, kriegt veel tau wetten. / Wer überall dabei ist, erfährt viel.
  181. Wer an dichtersten bie wuhnt, kummt taulest. / Wer am nächsten wohnt, kommt zuletzt.
  182. Wer an längersten leeft, schall alles häbben. / Wer am längsten lebt, bekommt alles.
  183. Wer as Erster „Prost“ seggt, betahlt. / Wer „Prost“ sagt, bezahlt.
  184. Wer as Essel geboren is, word kein Perd. / Wer als Esel geboren ist, wird kein Pferd.
  185. Wer boben an den Dische sitt, betahlt. / Wer vorn am Tisch sitzt, bezahlt.
  186. Wer dat anrögt, de reuhert in Mess. / Wer das anrührt, rühert in Unangenehmen.
  187. Wer dat Richtige efunnen hat, de tuuschet nich geern. / Wer das Richtige gefunden hat, tauscht nicht gern.
  188. Wer de Dör lue tau sleit, mott se liese weer open maken. / Wer die Tür laut zuschlägt, muss sie leise wieder öffnen.
  189. Wer de Oogen nich open maket, mott den Büdel open maken. / Wer nicht aufpasst, muss bezahlen.
  190. Wer de Oogen nich open maket, mott mit ne Brusche reken. / Wer die Augen nicht auf macht, muss mit einer Beule rechnen (= kann irgendwo gegen stoßen).
  191. Wer den Hund trampet, mott damidde reken, dat hei/öt ebetten word. / Wer den Hund tritt, muss da damit rechnen, dass er/sie gebissen wird.
  192. Wer den Schade hat, word utelachet. / Wer den Schaden hat, wird ausgelacht.
  193. Wer dulle döstig is, mott veel drinken. / Wer sehr durstig ist, muss viel trinken.
  194. Wer eloft weern well un gue Wöre ober sik hören well, mott erst starben. / Wer gelobt werden will und gute Worte über sich hören möchte, muss zuvor sterben.
  195. Wer en annern jagen well, mott hiller lopen. / Wer jemand jagen will, muss schneller laufen.
  196. Wer en annern ne Kuhle schüffelt, hat sülmst nist tau daun. / Wer jemand anderen eine Grube gräbt (und dadurch schädigen will), hat selbst nicht zu tun.
  197. Wer en Finger woans rinstickt, hat balle de ganze Pote da inne. / Wer irgendwo einen Finger hineinsteckt, hat bald die ganze Hand darin.
  198. Wer en Hund uphängen/slagen well, findt uk en Strick/Knüppel. / Wer einen Hund aufhängen/schlagen will, findet auch einen Strick/Stock.
  199. Wer en Rieken wat gifft un en Mester wat lehrt, is in düsse Welt verkehrt. / Wer einem Reichen etwas gibt und einem Meister etwas lehrt, ist in dieser Welt verkehrt.
  200. Wer endlich wat anfangt, kriegt Henwiese von veele klauke Lüe, de et beter wett. / Wer endlich etwas beginnt, bekommt Hinweise von vielen klugen Leute, die es besser wissen.
  201. Wer et beter kann, dört un mott et beter maken. / Wer es besser kann, darf und muss es besser machen.
  202. Wer et Hängen gewuhnt is, den deit de Hals nich mehr weih. / Demjenigen, dem das Hängen vertraut ist, dem schmerzt der Hals nicht mehr.
  203. Wer et Leste ut de Kiste nimmt, den fallt de Deckel up den Kopp. / Wer das Letzte aus der Kiste nimmt, dem fällt der Deckel auf den Kopf.
  204. Wer et morgens wat sport, hat abends noch wat. / Wer morgens etwas spart, hat abends noch etwas.
  205. Wer et Seggen hat (= den Haut up hat), betahlt. / Wer das Sagen hat (= den Hut auf hat), bezahlt.
  206. Wer fräggt, well nich geben. / Wer fragt, will nich geben.
  207. Wer freuh wat anfangt, kann lange dabie blieben. / Wer in jungen Jahren etwas beginn, kann lange dabei bleiben.
  208. Wer gue Ohren hat, kann/mott veel hören. / Wer gute Ohren hat, kann/muss viel hören.
  209. Wer gut happet, de gut kacket. / Wer gut isst, hat guten Stuhlgang.
  210. Wer hen efallen is, mott uk weer upstahen. / Wer hingefallen ist, muss auch wieder aufstehen.
  211. Wer hille tausnappet, hat glieks wat. / Wer schnell zugreift, hat sofort etwas.
  212. Wer huch hen well, kann deip storten. / Wer hoch hinaus will, kann tief stürzen.
  213. Wer in de Vullen sitt, kann veel verdeilen. / Wer aus dem Vollen schöpfen kann, kann viel verteilen.
  214. Wer in Water sitt, verdrögt nich. / Wer sich im Wasser befindet, vertrocknet nicht.
  215. Wer int Getratsche kumen well, mott frieen. / Wer ins Gerede kommen will, muss heiraten.
  216. Wer jung is, speelt gern, wer ult is, nölt gern. / Wer jung ist, spielt gern, wer alt ist, nörgelt gern.
  217. Wer jung starft, is lange dote. / Wer jung stirbt, ist lange tot.
  218. Wer Land gewinnt, de mott uk ackern. / Wer Land gewinnt, muss auch ackern.
  219. Wer lange släppt, den Gott ernährt, wer freuh upsteiht, de veel vertehrt. / Wer lange schläft, den Gott ernährt, wer früh aufsteht, der viel verzehrt.
  220. Wer Lusten taun Danzen hat, deme is lichte Musike emaket. / Wer Lust zum Danzen hat, dem ist (kinder)leicht Musik gemacht.
  221. Wer Lusten taun danzen hat, findt balle en Danzbodden. / Wer Lust zum Tanzen hat, findet ohne viel Mühe einen Tanzsaal.
  222. Wer midde well, mott instiegen. / Wer mit will, muss einsteigen.
  223. Wer mik gut findt, sprikt mik an. / Wer mich gut findet, spricht mich an.
  224. Wer Musike häbben well, mott se sik halen oder hengahen. / Wer Musik haben will, muss sie sich sich holen oder dort hingehen,
  225. Wer muult, halt sik Bulen. / Wer mault, holt sich Beulen (= fällt unangenehm auf).
  226. Wer nah en Hund smieten well, findt uk en Stein. / Wer einen Hund treffen will, findet auch einen Stein.
  227. Wer nich betahlt hat, kriegt en Kuckuck anebacket. / Wer nicht bezahlt hat, bekommt ein Pfandsiegel darauf geklebt.
  228. Wer nich da is, de word nich ewuschen. / Wer nicht anwesend ist, wird nicht gewaschen.
  229. Wer nich fräggt, kann keine Antwort kriegen. / Wer nicht fragt, kann keine Antwort bekommen.
  230. Wer nich kummt tau de rechten Tied, hat nist von de Mahltied. / (Etwa:) Wer nicht kommt zur rechten Zeit, muss essen was noch übrig bleibt.
  231. Wer nich kummt, de klappet nich mit de Dör. / Wer nicht kommt, klappt nicht mit der Tür.
  232. Wer nich kummt, geiht nich weer weg. / Wer nicht kommt, geht nicht wieder weg.
  233. Wer nich ruken kann, dene geiht wat ut de Näse. / Wer nicht riechen kann, dem entgeht etwas.
  234. Wer nich ult weern well, mott jung starben, aber nich alle krieget dat hen. / Wer nicht alt werden will, muss jung sterben, aber nicht allen gelingt das.
  235. Wer nich weg egahen is, is hier ebleeben. / Wer nicht gegangen ist, ist noch anwesend.
  236. Wer nich well, de mott uk nich. / Wer nicht will, der muss auch nicht.
  237. Wer nich wisse up de Eere steiht, kann lichte wegfleigen. / Wer nicht fest auf der Erde steht, kann leicht wegfliegen.
  238. Wer nickköppt, gifft nist in den Klingelbüdel. / Wer schläft, gibt nichts in den Klingelbeutel (zur Kollekte in der Kirche).
  239. Wer nist anfangt, kriegt nist tau Enne. / Wer nicht beginnt, kann nichts beendigen.
  240. Wer nist maket, deme geiht nist fehl. / Wer nichts tut, macht keine Fehler.
  241. Wer nist tau seggen hat, hult sien Muul. / Wer nicht zu sagen hat, schweigt.
  242. Wer ober dat Unglücke von annere Lüe juchtert, mott sik ober dat eigene nich wunnern. / Wer sich über das Unglück anderer Leute lustig macht, muss sich über das eigene nicht wundern.
  243. Wer ober den Tun/de Hegge/den Graben well, de kummt da uk rober. / Wer über den Zaun/die Hecke/den Graben will, kummt da auch hinüber.
  244. Wer Oogen hat taun Kieken un Ohren hat taun Hören, kann veel gewohr weern. / Wer Augen zum Sehen und Ohren zum Hören hat, kann viel zu wissen bekommen.
  245. Wer Schaden maket, mott dafor instahen. / Wer den Schaden macht, muss dafür aufkommen.
  246. Wer schrift, de blift. / Wer schreibt, der bleibt.
  247. Wer mogelt, well bedreegen. / Wer schummelt, will betrügen
  248. Wer selig well starben, gifft sien Nahlat de rechten Arben. / Wer selig sterben will, gibt seinen Nachlass an die richtigen Erben.
  249. Wer siene Gröschen tauhope-ehulen hat, de smitt uk mit de Euros nich rumme. / Wer seine Groschen (= 10 Pfennig Münzen) zusammengehalten hat (= sparsam damit umgegangen ist), der wirft auch mit den Euros nicht um sich.
  250. Wer siene Hand twischen Boom un Borke stickt, mott sik nich wunnern, wenn et knippt. / Wer seine Hand zwischen Stamm und Rinde steckt, muss sich nicht wundern, wenn es kneift.
  251. Wer siene Ohren tauklappet, hört nist. / Wer seine Ohren verschließt, hört nichts.
  252. Wer sik an en Essel schüert, kriegt Hoore von af. / Wer sich an einem Esel reibt, nimmt Haare davon mit.
  253. Wer sik dumm anstellt, kriegt veel tau wetten. / Wer sich dumm benimmt, bekommt viel zu wissen.
  254. Wer sik for en Cent nich bücket, bruket uk den Euro nich. / Wer sich nicht für einen Cent bückt, benötigt auch den Euro nicht.
  255. Wer sik for en grooten Minschen utgifft, word dafor ehulen. / Wer vorgibt, ein mächtiger Mensch zu sein, wird als solcher angesehen.
  256. Wer sik in den Hoffdeinst tau Doe quält, kummt nich in den Himmel. / Wer sich beim Hofdienst zu Tode quält, kommt nicht in den Himmel.
  257. Wer sik mit den Düwel gut steiht, kriegt den besten Platz in de Hölle. / Wer sich mit dem Teufel einig ist, bekommt in der Hölle den besten Platz.
  258. Wer sik mit en Hund verfrieet, mott Knoken freten. / Wer einen Hund heiratet, bekommt die Knochen.
  259. Wer sik nich satt itt, de kann sik uk nich satt licken. / Wer sich nicht satt isst, kann sich auch nicht satt lecken.
  260. Wer sik sülmst for en Pottkauken utgifft, mott sik nich wunnern, wenn annere taun Eten kumet. / Wer sich als Pfannkuchen darstellt, muss sich nicht wundern, wenn andere zum Essen kommen.
  261. Wer sik sülmst swiemelig maket, dene is nich tau helpen. / Wer sich selber schwindlig macht, dem ist nicht zu helfen.
  262. Wer släppt, kann nich bieten. / Wer schläft, kann nicht beißen.
  263. Wer socht, findt uk wat. / Wer etwas sucht, findet auch.
  264. Wer sporsam leben well, mott veel flicken un wennig tau sik nehmen. / Wer sparsam leben will, muss viel reparieren und wenig verzehren.
  265. Wer sülmst wat anfangt, kann uk sülmst weer uphören. / Wer aus eigenem Antrieb etwas beginnt, kann es auch selber beendigen.
  266. Wer suttsche geiht, kummt uk an. / Wer langsam geht, kommt auch ans Ziel.
  267. Wer tau fründlich is, well wat häbben oder bedreegen. / Wer zu freundlich ist, will etwas haben oder betrügen.
  268. Wer tauerst kummt, kummt tauerst an de Rehe. Wer danah kummt, mott hinden anstahen. / Wer zuerst kommt, kommt zuerst an die Reihe. Wer später kommt, muss sich hinten anstellen.
  269. Wer taulest kummt, hat dat Nahseihen. / Wer zuletzt kommt, hat das Nachsehen.
  270. Wer teihn Euro hat, kann nich ölwe utgeben. / Wer 10 Euro hat, kann nicht 11 ausgeben.
  271. Wer trecken well, mott erst anspannen. / Wer ziehen will, muss vorher anspannen.
  272. Wer ult weern well, mott sik al in jungen Johren danah hulen. / Wer alt werden will, muss sich bereits in der Jugend entsprechend verhalten.
  273. Wer up den Koppe steiht, word hille swiemelig. / Wer Kopfstand macht, wird schnell schwindlig.
  274. Wer upehängt word, de versupt nich. / Wer aufgehängt wird, ertrinkt nicht.
  275. Wer upsteiht, den de Platz vergeiht. / Wer seinen Platz verlässt, hat keinen Anspruch mehr darauf.
  276. Wer ut den Weiten en Kauken backen well, mott erst möllern. / Wer aus Weizen einen Kuchen backen will, muss erst mahlen.
  277. Wer veel anfangt, mott uk mal wat tau Enne bringen. / Wer vieles anfängt, muss gelegentlich auch was fertig haben.
  278. Wer veel fräggt, word veel gewohr. / Wer viel fragt, erfährt viel.
  279. Wer veel itt/fritt, de veel schitt. / Wer viel isst/frißt, hat guten Stuhlgang.
  280. Wer veel Kinner hat, hat veel ewunnen. / Wer viele Kinder hat, hat viel gewonnen.
  281. Wer veel maket, grippt uk mal bietau. Wer nist maket, is fien rut. / Wer viel macht, greift auch mal daneben. Wer nichts macht, ist fein raus.
  282. Wer Voggels fangen well, mott nich mit Knüppels danah smieten. / Wer Vögel fangen will, miss nicht mit Stöckern danach werfen.
  283. Wer von hinden rinkummt, hat kein Geld. / Wer von hinten (= durch die Hintertür) herein kommt, hat kein Geld.
  284. Wer wat hat, kann eten un drinken oder supen un freten. / Wer etwas hat, kann essen und trinken oder saufen und fressen.
  285. Wer wat hat, hat wat un kann sik davon wat nehmen. / Wer etwas hat, hat etwas und kann sich davon nehmen.
  286. „Wer wat kann, de kriegt wat tau daun“, see de Snieder, da härre hei Strümpe taun Besohlen un en Snufdauk taun Flicken ekreegen. / „Wer was kann, der bekommt Arbeit“, sagte der Schneider, als er Strümpfe zum Besohlen und ein Taschentuch zum Flicken bekommen hatte.
  287. Wer wat sport, de hat wat. / Wer etwas spart, hat etwas für später.
  288. Wer wat verstoken hat, kann annern nich in de Oogen kieken. / Wer etwas versteckt (= verheimlicht) hat, kann anderen nicht in die Augen sehen.
  289. Wer wat weern well, mott den Dumen stief hulen. / Wer etwas werden will, muss den Daumen steif halten.
  290. Wer wat well, kann wat weern. / Wer ein Ziel hat, kann es erreichen.
  291. Wer wat well, mott et Muul open maken. / Wer etwas möchte, muss den Mund aufmachen.
  292. Wer weg geiht, kummt uk weer. / Wer weggeht, kommt auch wieder.
  293. Wer weit, wat noch kummt, word hille riek. / Wer weiß, was die Zukunft bringt, wird schnell reich.
  294. Wer well, dört mik wat schenken. / Wer will, darf mir etwas schenken.
  295. Wer wiet hucken well, mott uk wiet kieken können. / Wer weit springen will, muss auch weit sehen können.
  296. Wie dat mit den Köpen anefungen hat, was dat mit den Tuuschen vorbie. / Als das Kaufen begann, endete das Tauschen.
  297. Wie de Architekte see, dat ne wat inefallen was, häbbet wi öhne beduert. / Als der Architekt sagte, dass ihm etwas eingefallen sei, haben wir ihn bedauert.
  298. Wie de Herre, sau dat Gescherre. / Wie der (Guts-)Herr, so das (Pferde-)Geschirr.
  299. Wie de Ulen sungen, piepet uk de Jungen. / Wie die Alten sungen, so pfeifen auch die Jungen. (Im Sinne von: Weiter so, nichts wird geändert.)
  300. Wi häbbet en lüttjet Kind ekreegen un nu liggt Mudder krank in öhren Bedde. / Wir haben ein kleines Kind bekommen und nun liegt Mudder krank in ihrem Bett.
  301. Wi krieget bluß wat taurechte, wenn wi an einen Strick trecket. – Jede/r an einen Enne? / Wir kommen lediglich dann zum Erfolg, wenn wir an einem Strick ziehen. – Jede/r an einem Ende?
  302. Wo de Leiwe uk hen fallt, uk mal up en Messhucken. / Wo die Liebe auch hin fällt, auch mal auf einen Misthaufen.
  303. Wo de Mess nich henkummt, helpet uk Gottes Segen nich. / Wo der Dünger (auf dem Feld) fehlt, hilft auch Gottes Segen nicht.
  304. Wo en Gasthus is, is kein Backhus nödig. / Wo sich ein Gasthaus befindet, ist kein Backhaus erforderlich.
  305. Wo Geld is, is uk de Düwel, wo nist is, is hei twei Mal. / Wo Geld ist, ist auch der Teufel, wo er nicht ist, ist er zwei Mal.
  306. Wo nist is, hat uk de Kaiser sien Recht verloren. / Wo nichts (zu holen) ist, hat auch der Kaiser sein Recht verloren.
  307. Wo Rok is, is uk Füer. / Wo Rauch ist, ist auch Feuer.
  308. Wo veel is, is veel tau kriegen. / Wo viel ist, ist viel zu bekommen.
  309. Wo wat is, da geiht uk wat verlustig. / Wo etwas ist, geht auch was verloren (= Schwund ist immer).
  310. Wo wat is, da kummt noch wat tau. / Wo bereits etwas vorhanden ist, kommt noch was hinzu.
  311. Woans (= irgendwo) möt wi hen un nah annerwoans hen, könnt wi blieben laten. / Manches (Vergnügen) müssen wir besuchen, andere Ereignisse geschehen auch ohne uns.
  312. Wohlgesmack kummt an den Beddelsack. / Wohlgeschmack (≈ verschwenderisches Leben) kommt an den Bettelsack.
  313. Wohrheit un Fett swimmt allemal boben. / Wahrheit und Fett schwimmt immer oben.
  314. „Worumme wutt du nich midde nah Heini siene Trüerfieer?“ „De kummt nah miene uk nich.“ / „Warum willst du nicht mit zu der Trauerfeier für Heinrich?“ „Der kommt zu meiner auch nicht.“
  315. Wost, lang un dick, is mit tau Gefallen. / Eine lange dicke Wurst gefällt mir.
  316. Wunnerliche Lüe häbbet wi veele, Wunner maken, krieget se aber nich hen. / Es gibt viele wunderliche Leute, Wunder machen, gelingt ihnen aber nicht.
  317. Wutt du en Herrig dat Lopen biebringen? / Möchtest du einem Hering das Laufen lehren?
  318. Wutt du oder wutt du nich? „En betjen ja“ oder „en betjen nee“ gifft et hüte nich. / Willst du oder willst du nicht? „Etwas ja“ oder „etwas nein“ gibt es heute nicht.

 


 

Als Grundlage für die Zusammenstellung dienten: Bueren, Gottfried Wilhelm: Sammlung ostfriesischer Sprüchwörter. In: Jahrbüchlein zur Unterhaltung und zum Nutzen zunächst für Ostfriesland und Harrlingerland auf das Jahr 1841. – Emden, 1840, S. 23-72. [1301 Nummern] / Hansen, Albert: Holzland ostfälisches Wörterbuch. – Oschersleben, 1994, S. 32-37. [317 Nummern] / Lübben, August: Niederdeutsche Sprichwörter. In: Die deutschen Mundarten: Monatschrift für Dichtung, Forschung und Kritik. Band 2. – Halle, 1855, S. 387-391 [Nrn. 1-86). S. 535-539 [Nrn. 87-200] Lübben, August: Niederdeutsche Sprichwörter. In: Die deutschen Mundarten: Monatschrift für Dichtung, Forschung und Kritik. Band 3. – Halle, 1856, S. 427-431 [Nrn. 201-300] / Lübben, August: Niederdeutsche Sprichwörter. In: Die deutschen Mundarten: Monatschrift für Dichtung, Forschung und Kritik. Band 4.- Halle, 1857, S. 141-144 [Nrn. 301-382], S. 285-288 [Nrn. 383-456] / Lübben, August: Niederdeutsche Sprichwörter. In: Die deutschen Mundarten: Monatschrift für Dichtung, Forschung und Kritik. Band 5. – Halle, 1858, S. 427-430 [Nrn. 457-542], S. 522-525 [Nrn. 543-640] / Lübben, August: Niederdeutsche Sprichwörter. In: Die deutschen Mundarten: Monatschrift für Dichtung, Forschung und Kritik. Band 6. – Halle, 1859, S. 281-285 [Nrn. 641-775] / Lübben, August: Niederdeutsche Sprichwörter. [Nrn. 777-1233, handschriftlich]. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Sign. Hs 135344. Abschrift von Rolf Ahlers. – Wendeburg, 2023. 19 S. „https://dbook.gnm.de/welt/luebben-ahlers_sprichwoerter.pdf“. (Hinweis zu „Lübben“: Einige Nummern fehlen, einige sind doppelt vergeben.) / Alle bisher genanten Quellen enthalten die Sprichwörter ohne Übersetzung ins Hochdeutsche. Für besonders Interessierte weise ich hin auf: Flechsig, Werner: Ostfälische Sprichwörter. – Braunschweig, 1974. Dieses umfangreiche Werk enthält auf 227 Seiten die Sprichwörter [1954 Nummern] auch mit Kennzeichnungen zur Aussprache, ausführlichen Erläuterungen und Übersetzung. – Zusammen sind es (etwa) 3634 Nummern.

Die Übertragung in die Online-Fassung erfolgte durch Rolf Ahlers, Regina Zimmermann sprach die Wörter. Für die technische Unterstützung der Tonaufnahmen: Besten Dank an Radio Okerwelle.

 


 

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